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Phönikien, Palästina und Kleinasien.
ergebenden sechs Abstände für den Durchgang zu eng, nemlich kaum
U2 M. breit geworden wären. Zwei der Säulen aber prostylosartig an
die Ecke zu rücken und vor die Enden der Bretterwand zu stellen er-
scheint desshalb unstatthaft, weil dadurch die Schwierigkeit der Dielen-
vertheilung unlösbar wird. Es dürfte daher der Mittelweg am wahr-
scheinlichsten sein, die beiden äusseren Säulen nicht vor, sondern un-
mittelbar neben die Wandenden gestellt zu denken, wodurch die Anord-
nung von der Antenform sich dadurch unterscheiden würde, dass die
beiden äusseren Intercolumnien fehlten, wie diess auch in freilich spä-
terer aber wohl auf älteren Gebrauch zurückgehender Nachbildung das
sog. Zacharias-, wie das angebliche Absolomsgrab (wovon unten) zeigen.
Dadurch ergeben sich wirklich statt sechs nur vier Intercolumnien und
zwar mit ausreichender Breite.
Ueber
die
Form
dieser
Säulen
haben
wir
keine
Nachricht.
Die
ehernen Basengestelle möchten wohl an die hohen Basen der stangen-
artigen Saulchen des späteren maurischen Styles erinnern, um so mehr
als sie das einfache Bedürfniss so zu gestalten scheint, wie wir diess an
den Füssen der Tragbaldachine in unseren Kirchen sehen können; allein
diese bieten bei zu geringer Bodenfläche doch nur dann genügenden
Halt, wenn sie in den Boden eingerammt oder wenn die Stangen qua-
dratisch disponirt sind, so dass es am wahrscheinlichsten bleibt wieder
an die breiten Basenplatten der ägyptischen Architektur zu denken.
Auch im Uebrigen werden die Säulen ebenso wie die Zeltstangen des
Vorhofes ägyptisirendi gewesen sein: unverhältnissmässig schlank aber
bei fast 3 M. f 10 Ellen) Höhe müssen auch sie schon desshalb gewesen
sein, weil bei normal ägyptischem oder dorischem Verhältniss die Inter-
columnien zwischen den fünf Säulen bei der geringen Breite der Fronte
sich vollkommen geschlossen haben würden. Es genügten auch blosse
Zeltstangen, da die ganze Stiftshütte kein eigentliches Dach hatte, son-
dern nur zeltartig gedeckt war, und zwar zunächst mit vierfarbigem
Byssus, dann, wie noch jetzt die Beduinenzelte, mit Segeltuch aus Zie-
genhaaren, ferner mit Schaaffellen und endlich mit Seehundhäuten. Da
diese Zeltdecke vorzugsweise an den Längswänden befestigt und ge-
spannt sein musste, reichte auch für die Säulen als Architravverbindung
ein leichtes stangenartiges Querholz aus, so dass auch an eine eigente
liche Gebälkbildung nicht gedacht werden kann.
Der dreimal so lange wie breite Raum der Stiftshütte, auch durch
diess Verhältniss dem ägyptischen Tempel nicht unähnlich, war in zwei
ungleiche Abtheilungen gegliedert, von welchen die vordere (das Hei-
lige f) die doppelte Tiefe der inneren (des Allerheiligsten hatte. Wohl