Vorwort.
IX
in die letzte Periode des Alterthums. Das Keltenthum hätte höchstens als
eine Vorstufe der Civilisation behandelt werden können und wäre so vielleicht
einleitungsweise an den Anfang zu setzen gewesen, an welchen seine vor-
künstlerischen Denkmäler dem Principe nach gepasst hätten. Man hätte an ihnen
zeigen können, wie gewisse monumentale Grundideen, z. B. der aufrechtste-
hende Denkstein, aus welchem die Aegypter den pyramidal-, die Mesopotamier
den terrassenförmig abschliessenden Obelisk, die Phönikier den hemisphärisch
bekrönten Cylinder, die Griechen die giebelförmig endigende Stele gemacht
haben, oder der Grabhügel, aus dem in Aegypten die Pyramide, in Mesopo-
tamien der Terrassenthurm , in Kleinasien, Griechenland und Italien der auf
einen Cylinder gehobene Tumulus geworden ist, vor aller künstlerischen Ent-
wicklung sich darstellen, ferner wie die einfachsten vorkünstlerischen Bau-
verbindungen, aus zwei, drei, vier oder fünf Steinbalken oder Platten in
den sog. Dolmen sich gestalteten. Allein abgesehen davon, dass alles diess,
wie auch die primitive Geräthbildung vornehmlich der Steinperiode, nicht
einmal eine nennenswerthe handwerkliche, geschweige denn eine künstlerische
Behandlung zeigt, wäre mit einer Erörterung der keltischen Denkmäler, wenn
auch vielleicht Einiges in archäologischer Beziehung, so doch in kunst-
geschichtlicher fast nichts gewonnen worden, weil deren Vorcultur nicht wirk-
lich als Vorstufe den Culturvölkern des Alterthums vorausgeht, sondern den-
selben parallel läuft, so dass ihre Vorausstellung auch chronologisch unrichtig
gewesen wäre. Hingen aber alle behandelten Völker wenigstens in gewissen
Beziehungen zusammen, so steht das ältere Keltenthum ganz ausserhalb dieses
Zusammenhanges und wurde daher auch an einer anderen Stelle den Faden
nur zerrissen haben, ohne dafür durch mehr als zumeist undatirbare und uner-
klärbare Curiositäten zu entschädigen.
Anders verhält es sich mit Indien, dessen Kunstformen einigen Zu-
sammenhang mit denenrdes benachbartem Stromlandes des Euphrat und T i-
gris nicht undeutlich verrathen. Allein so üppig auch im Pendschab die
monumentale Kunst sich später entwickelt hat, so gibt es doch nur äusserst
wenige Reste, welche SiChCT in die Zeit v. Chr. hinaufreichen. Es scheint in
der That, dass vorher der Kunstbetrieb, wenn es überhaupt einen namhaften
gab, ganz unmonumentalwar und sich mehr decorativ dem Bedürfnisse unter-
Qrdnete, Schliessen wir aber von der späteren indischen Kunst auf die frii-
here, so ergibt sich, dass sie in phantastischer Wucherung und in einem
gewissermassen trunkenen Traumleben aller Gesetzmässigkeit spottete, welche
ebenfalls als ein Grundzug jeder Wahren Kunst ZU bezeichnen und der-
selben so unentbehrlich ist, Wie die Schönheit- Wäre demnach den Zu-
sammenhängen nach die Stelle für_ Behandlung des Indischen am richtigsten