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Persien.
älterer Reisender ebenfalls farbig ausgeschmuckten Thür- und Fenster-
gewandungen schwer herzustellen gewesen. Nach Analogie der Sculp-
turen darf man der Meinung sein, dass diese Malerei vorwiegend orna-
mental und dem plastischen Schmuck sogar noch untergeordnet war,
da ja namentlich an der naturgemäss bevorzugten Fronte dafür wenig
passender Raum und dieser, wie ein Vergleich mit dem Dariusgrabe
lehrt, fast durchaus durch Inschriften in Anspruch genommen war. Al-
lein an den übrigen Seiten war eine wenn auch noch so einfache farbige
Nachhilfe dringend nöthig, wie ein Blick auf meine Restauration des
Dariuspalastes lehren wird, dessen etwas kahle Seitenwände von selbst
auf Malerei hinweisen, und diess Bedürfniss gefühlt zu haben, dürfen
wir den Persern, welche die Reste assyrischer Kunst so genau kannten
und namentlich Aegypten mit seiner übermassig ziusgedelmnten Wand-
malerei ihre Provinz nannten, zutrauen
S0 gewann die persische Kunst im Ganzen wenigstens den Vorzug,
dass die drei Künste in ihrer Anwendung, wobei wir jedoch von dem
selbstständig Monumentalen in Plastik und Malerei, welches der Orient
im Alterthum überhaupt nicht kannte, absehen müssen, in richtigem
Verhältnisse standen; indem die Architektur ihre Schwesterkünstc nur
zu untergeordnet decorativer Nachhilfe brauchte und heranzog und nicht
in dem überwiegenden Grade, wie die älteren Culturvölker des Ostens.
Die Aegypter, deren sonst so reich entwickelte Architektur sich auf die
Gliederung des Inneren beschränkte, bedurften der ausgedehntesten
Malerei besonders um die Lmgeftigen Wandmassen des Aeusseren, die
Assyrer der plastischen Verkleidung und der Malerei, um ihre architek-
tonische Schwäche nicht blos im Aeusseren, sondern vornehmlich im
entwickelungsunfähigcn Innern zu verdecken, und so gewannen bei bei-
den Völkern die genannten Künste ein tmgehöriges Ucbergewicht. Bei
den Persern aber war die Architektur durch harmonische Ausbildung
im Innern wie im Aeussern in ihr volles Recht, die decorative Plastik
und Malerei aber in die ihr gebührende untergeordnete Stellung ein-
getreten.