Plastik.
Reliefs der T reppenfronten.
Malerei
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blätterreichen Stengeln, in der Mitte aber den geflügelten Discusgott
zwischen kauernden Löwen. Durch eine solche, wenn auch etwas mono-
tone, so doch reiche plastische Auszierung der Treppenfronte erscheint
diese in derselben Rolle, wie der Giebel am hellenischen Tempel, woran
sie auch durch ihre äussere Gestalt, nemlich durch die giebelförmig nach
der Mitte zu sich nähernden Treppenlinien erinnert. Auch inhaltlich
passten die Darstellungen für die Palastfronten, an welchen Garden
ebenso am Platze waren wie geschenkebringende Vertreter der unter-
thänigen Nationen. Und erscheint es auch künstlerisch unschön, dass
die Flächen in mehre Horizontalstreifen abgetheilt waren, welche die
Männerreihen übereinander anbringen liessen, so gewährte diess doch
wieder den Vortheil, dass dadurch der Massstab für das Ganze nicht
beeinträchtigt wurde, was so leicht der Fall, wenn Kolossalfiguren vor
Gebäuden aufgestellt werden, wogegen in der Regel der Nachtheil als ein
geringerer bezeichnet werden darf, wenn vor oder an Kolossalgebäuden
lediglich lebensgrosse Figuren kleiner erscheinen.
Von historischen Darstellungen ist nur eine bedeutendere bekannt,
das Felsenrelief von Bi-Sütun. Der König von einigen Trabanten ge-
folgt, setzt einen Fuss und seinen Bogen auf einen rücklings zur Erde
liegenden Gefangenen, der mit flehender Geberde die Hände zu ihm
emporstreckt, während ein Zug von neun Gefangenen, deren Hände
auf den Rücken gefesselt und die durch einen gemeinsamen Strick am
Halse miteinander verbunden sind, sich ihm naht. Ueber der Verhältniss-
massig gelungenen Scene, welche in der stolzen Haltung des Königs,
wie in der vorgeneigten der hoffnungslosen Gefangenen nicht ohne V er-
ständniss ist, schwebt wieder der geflügelte Discusgott. Wenn aber
auch Einzelnes minder misslang, so kann uns im Ganzen doch nur die
Ueberzeugung bleiben, dass die persische Plastik der assyrischen gegen-
uber nicht blos schülerhaft blieb, sondern gerade die Vorzüge derselben
aufgab, und dass sie, wenn sie von andern Culturvölkern entlehnte, diess
nur äusserlich und im Ncbensächlichen vollzog. Streng genommen kann
man also von einer eigentlich persischen Plastik kaum sprechen, da sie
weder eine selbstständige Grundlage noch irgend einen eigenen Fort-
schritt zeigt.
Ueber die Malerei der Perser aber haben wir gar keinen Anhalt,
weil weder Reste noch Berichte vorliegen. Ohne Zweifel waren die
Wände bemalt und zwar vermuthlich auf den Verputz, denn wenn nach
mesopotamischer Art in der Glasur der Ziegeln, von welcher man doch
auch Spuren gefunden haben müsste, da diese fast tinverwüstlich ist, so
wäre vielleicht eine harmonische Verbindung mit den nach Berichten