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Persien.
es ist nur eine Stellung, aber keine Handlung und so hat das Löwen-
adler-Monstrum auch nichts schreckenerregend Gewaltiges, sondern nur
hässlich Komisches in seiner Gestalt wie in seinem Auftreten. Auch der
Stier oder der Löwe, der sonst die Stelle des Greifes vertritt, verliert
seine in Assyrien mächtige Erscheinung, so dass wir die Scene eher
für ein Spiel des Mannes mit einem harmlosen Thierc halten würden,
wenn nicht sein Schwert bereits zur Hälfte in dessen Leibe steckte.
Einer solchen Kunst war natürlich die reine Ceremoniendarstellung,
bei welcher sich die Handlung, weder Momentanes noch Energisches
anstrebend, auf ein Minimum beschränkt, das Zugänglichste. Von sol-
cher zeigen die Durchgänge den König mit Stab und Lotosblumen in den
Händen schreitend und von zwei dessen Grösse nur zur zwei Dritttheilen
erreichenden Eunuchen gefolgt, welche ihm Schweisstuch und Sonnen-
schirm nachtragen und zu gleicher Zeit mit einem Pfauenwedel Küh-
lung fächeln. Dabei scheint sogar beobachtet, an einer Thür der Rück-
seite des Palastes den Sonnenschirm, der nur am Ausgang von Bedeu-
tung war, wegzulassen. Die flüchtige Betrachtung kann hier täuschen und
ruhige Würde erkennen lassen, wo nur Leere im Gegenstande wie in der
Kunst zu finden ist. Ebenso verhält es sich mit den nicht seltenen Thron-
bildern, welche schon oben (Fig. 81) ihre architektonische Verwerthung
gefunden haben. Der von einem Baldachin beschattete Thron, welcher
den König, dessen Füsse auf einem Schemmel ruhen, trägt, erscheint
hier sammt dem Gefolge und den vor ihm stehenden Räuchergefassen
auf eine Erhöhung gehoben, welche, wie oben dargestellt worden, mit
zwei oder drei übereinandergesetzten Reihen von Männern geschmückt
ist, die als Stützen des Thrones mit ihren emporgestreckten Armen die
Platform zu tragen scheinen. Sie sind bei sonst ganz schablonenhaft
ornamentaler Nebeneinanderordnung dadurch interessant, dass sie die
verschiedenen Nationalitäten des persischen Reiches in Köpfen wie in
Tracht repräsentiren sollen, welche jedoch alle nachzuweisen selbst mit
Beiziehung der durch die Schilderung des Herodot berühmt gewor-
denen Heerschau des Grosskönigs am Hellespont kaum gelingen dürfte.
Ganz ähnlicher Art sind die ebenfalls schon nach ihrer architektonischen
Seite besprochenen Obertheile an den Felsenreliefs der Achämeniden-
gräber, nur mit dem Unterschiede, dass in Rücksicht auf den sacralen
Charakter der Gräber die Könige nicht thronend, sondern die eine Hand
auf den Bogen gestützt auf einer Stufenerhöhting stehend dargestellt
sind und zwar vor dem Altäre, über welchem der geflügelte Ringgott
neben der Sonnen- oder Mondscheibe schwebt. An diese Darstellung
würde sich aber auch die äussere Behandlung des Obergeschosses der