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Persien.
mern, deren jede für drei Särge eingerichtet ist, führt. Alle Gräber
wurden von Coste und Flandin bereits geplündeit gefunden und sind
sonst in der Felsenhöhlung schmucklos. Viel einfacherer Art ist ein
F elsengrab zu Serpul Zohab, äusserlich einst mit zwei freistehenden
Säulen, aber sonst mit keinem weiteren Schmuck versehen, innen aber
nur eine kleine genau für zwei Särge berechnete Kammer darbietend.
Ob andere thurmartige mit kleinen Kammern versehene Denk-
mäler bei Naksch-i-Rustam und bei Pasargadae, mit ihren äusserlich
durch Lisenen verstärkten Kanten, mit den zahlreichen oblongen Ver-
tiefungen an den Wandtlächen und verschieden grossen in ihren Rahmen
dreifach abgestuften Fenstern lje sechs an jeder Seite) als Gräber zu
betrachten seien, ist nicht völlig sicher; von den eigentlichen Volksgrä-
bern und deren Formen aber wissen wir nichts, wenn wir nicht anneh-
men wollen, dass die Perser auch einst wie jetzt ihre Leichen aus dem
Gebirge nach den chaldäischen Nekropolen herabfühiten, wo Millionen
von Gräbern erst noch ihrer wissenschaftlichen Sichtung harren.
Nicht mehr als vom Privatgrabe ist vom Privathause bekannt, von
welchem überhaupt aus dem ganzen Alterthum bis zum Beginn der
römischen Kaiserzeit so wenig Reste sich erhalten haben, und welches
in despotischen Ländern zumal, wo der Unterthan mit seinem Hause
vor dem Glanze des Monarchen verschwinden sollte, am wenigsten er-
haltungsfähig hergestellt sein konnte. Doch dürfen wir es uns vielleicht
in einer aus dem Palastplan vereinfachten Form denken, wenn auch
mit Weglassung der Terrassen, der Säulen und der Sculpturen, und
unter Reduction der Räume auf das geringste Maass.
Weit weniger Selbstständigkeit, wie in der Architektur, entfalteten
die Perser in der Plastik. Hier zeigen sie sich ganz und gar als die
schwach begabten Schüler der Assyrer, welche dadurch nur wenig ge-
wannen, dass sie auch andere Einflüsse, ohne jedoch deren Wesen zu
erfassen und zu einer wahren Fortbildung der assyrischen Kunsttradition
zu nutzen, in sich aufnahmen. Waren die Assyrer in ihrer künstlerischen
Entwickelung auf sich selbst angewiesen und deshalb ernstlich darauf
bedacht, die Natur in ihrer Unmittelbarkeit als Hauptquelle ihren plasti-
schen Schöpfungen zu Grunde zu legen, so begnügten sich die Perser,
statt des eigenen jeden frischen und wirklichen Fortschritt belebenden
Naturstudiums, bei der weit grösseren Ausdehnung ihres Reichshori-
zontes gewisse Formen und Behandlungsweisen dem assyrischen Erbe
aufzupfropfen, welche sie sowohl von den Aegyptern als auch, und zwar
in noch höheren Grade, von der zu Darius' und Xerxes' Zeit schon in
hoher Blüthe stehenden Plastik der kleinasiatischen Griechen erborgten.