Architektur.
Thorbauten
Harem.
III
Wahrscheinlich waren solche Schenkelmauern auch an den Hauptpor-
talen der assyrischen Paläste, weil sonst sämmtliche Zugänge, selbst zum
Harem, allzusehr preisgegeben gewesen wären. Wie sich aber ihr Ver-
schwinden an den ninivitischen Palästen durch das Weichen der Terrassen-
ränder erklärt, so hat es in Persepolis, wo alle Wände fehlen, gerade in
der naturgemässen Thür- und Fensterlosigkeit seinen Grund.
Die Annahme ähnlicher Verbindungslinien auch an den beiden ande-
ren Portalbauen der Palastterrasse und Q) lässt aber nicht blos auch
diesen ihre volle Bedeutung gewinnen, sondern wirft überdiess Licht
auf einen bisher räthselhaften Bau von gewaltiger Ausdehnung WP), den
man in Ermangelung eines besseren Namens als die Hundertsäulenhalle
bezeichnet hat. Er besteht aus einem Weiten, nach sechs noch an ur-
sprünglicher und bezeichnender Stelle erhaltenen Säulenfragmenten für
hundert Säulen berechneten quadratischen Saale und einer nicht ganz
so breiten und darum nicht dekastyl, wie das Innere, sondern oktastyl
zu denkenden Vorhalle, von welcher ebenfalls zwei an ihrer ursprüng-
lichen Stelle gebliebene Basen Dimensionen und Abstand anzeigen.
Die Säulen selbst lassen sich nach den Basen ungefähr auf nur 7 lVI. Höhe
berechnen, während die Halle nach ihrer in allen Portalen und Blenden
vollkommen gegebenen Umfassung jederseits 68 M. mass. Nach ge-
wöhnlicher Annahme war diese Anlage von jeher auf den Umfang be-
schränkt, der durch die Ruine bezeichnet wird, und diente wieder als ein
Luxussaal, nach Fergusson als ein Thronsaal: allein abgesehen da-
von, dass die Halle des Xerxes durch ihre imposanten Verhältnisse
einem solchen Zwecke weit besser entsprechen musste, als der niedrige
und lediglich weite, aber wegen des Säulenwaldes fast durchsichtslose
Raum, ferner dass doch nicht zwei so ausgedehnte Gebäude für den-
selben Zweck angenommen werden können, müssen wir nothwendig
auf der Terrasse noch nach einer jedenfalls sehr geräumigen Anlage
suchen, die sowohl nach orientalischer Sitte, wie nach ausdrücklicher
Ueberlieferung auf der persischen Königsburg nicht gefehlt haben kann,
nemlich das Harem. Betrachten wir aber die Ruine im Vergleich mit
den Palastanlagen, so wird sich sofort ergeben, das sie nichts anderes
ist, als der Mittel-theil eines ähnlichen nur weit ausgedehnteren Gebäu-
des, von welchem sich aber, wie auch z. B. an der Ruine O, nur Säu-
lensaal und Vorhalle erhalten haben, während der ganze äussere Mauer-
umfang verschwunden ist, ein Schicksal das ja alle Wände auf der -
ganzen Terrasse betraf, gerade diese aber um so gründlicher als das
Gebäude seiner Bestimmung nach nur wenige Zugänge und keine bis auf
den Boden reichende Fenster haben durfte. Zwei Hauptzugänge jedoch,