Architektur.
Palast des Darius.
Beleuchtung,
Obergeschoss.
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habe, wie diess die Geschichte der Architektur mehrfach aufweist, seinen
Palast an seinem Felsengrabe copiren lassen, gleichsam um denselben
auch noch nach seinem Tode bewohnen zu können, so kann wohl kaum
das am Grabdenkmale deutlich erkennbare Obergeschoss lediglich als
eine nur dort vorkommende bedeutungslose Decoration betrachtet Wer-
den, besonders da auch das Haus des Darius zu Persepolis in seinem
Plane auf eine ähnliche Gestaltung hinweist. Der sehr beschränkte
Raum, wie ihn jetzt manches massige Familienhaus übertrifft, drängt
dazu, eine Vermehrung desselben im Aufbau zu suchen, und einen sol-
chen macht auch namentlich das Hypostyl wahrscheinlich, an dessen
Stelle sonst ein Peristyl {Säulenhofj mit reichlichem Oberlicht viel zweck-
entsprechender erscheinen musste; während selbst für die Treppen-
anlage in einem der beiden schmalen Corridore neben den zwei Sälen
sich eine ganz angemessene Localität findet. Doch war jedenfalls der
Oberbau nicht so ausgedehnt wie das Erdgeschoss, sondern liess viel-
mehr das Flache Dach der Gemächer ringsum vielleicht mit Vorrichtungen
theilweiser Zeltüberspannting als luftige Veranda frei, wie diess noch
jetzt das Talar, ein ähnlicher pavillonartiger Oberbau auf den modernen
Häusern Persiens zeigt; die Wände desselben aber konnten kaum an-
ders als auf die sonst unnöthig starken Wände des Hypostyls gesetzt
sein, und nicht, wie die Nachbildung des Palastes am Grabdenkmal
zeigt, auf die Intercolumnien oder vielmehr auf das Gebälk der Säulen,
was structiv nicht blos verwerflich, sondern geradezu unmöglich gewesen
wäre. Sonst mag das Aeussere dem des Obergeschosses am Grabmal
ähnlich gewesen sein: die Eckpfeiler wenigstens, die aus einer seltsamen
Combination von Toren und Hohlkehlen bestehend nach unten in Lö-
wenpranken auslaufen, nach oben aber in einem einseitigen Löwencapitäl
abschliessen, unerkennbar auf ein tektonisches Vorbild zurückge-
hend, wie sich aus den mit Ausschluss der Capitäle ebenso gestalteten
Beinen des Thronsessels lFig. 81) ergibt, sind durchaus denkbar, und
S0 mögen auch die decketragenden Gestalten, welche in zwei Reihen
die Fagadenwand am Königsgrabe schmücken, in Relief oder Malerei
ausgeführt gewesen sein. Diese Auszierting aber wird um so wahr-
scheinlicher, als sie sich auch in Portalreliefs wiederholt, wo dann die
typischen Gestalten in der anschaulichsten Weise die verschiedenen Un-
tcrthanenvölker, welche nebeneinandergereiht buchstäblich den Köl-
nigsthron stützen, symbolisiren. Eingang und Beleuchtung sind wohl
auf die der Facade entgegengesetzte Seite gelegt zu denken, wo der
Raum am breitesten und iiberdiess auch der Treppenatifgang vom Erd-
gcschosse her war, da sonst auf der Nachbildung der Fronte am Königs-