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Persien.
und Blenden des Säulensaales wie der Thüren der Gemächer unter den
Resten gerade die Fenster, welche zur Beleuchtung der Säle und Ge-
mächer unentbehrlich waren. Denn wollte man annehmen, wie gleich-
wohl gewöhnlich geschieht, dass in dem Erhaltenen alles Fensterartige
gegeben sei, worüber der Palast überhaupt jemals zu verfügen hatte, so
wären sämmtliche Räume mit Ausschluss des Säulensaales, dessen vier
von der Vorhalle her führende Fenster erhalten sind, mehr oder weni-
ger, ja zum Theil völlig dunkel gewesen. Denn da das Licht schon im
Säulensaal nur sehr gedämpft gewesen sein kann, weil es sich nemlich
an Säulen und Gebälke der ziemlich tiefen Porticus und dann an
der dichten Säulenstellung des Hypostyls selbst vielfach brechen musste,
so dürfen wir nicht annehmen, dass es von diesem aus erst lediglich
durch die offenen Thüren in die Gemächer gedrungen sei, und zwar um
so weniger, als nur einige Gemächer einen directen Zugang vom Hypo-
styl aus besassen. Auch hätte man nicht, wenn das letztere die Be-
leuchtung vermittelt hatte, dieses mit Blenden umgeben, sondern statt
derselben Fenster durch die Wände gebrochen, um den nicht direct
zugänglichen Kammern auf diesem XNege das nöthige Licht zu spenden.
Selbst hypäthrale Ausschnitte in der Decke des Hypostyls, die wir aber
des nachher noch zu erörternden Obergeschosses wegen in Persien noch
weniger wie an den ninivitischen Palästen annehmen dürfen, würden
demnach weder ausgereicht haben, noch bei Herstellung der Blenden
statt der Fensterdurchsichten gehörig verwerthet worden sein. Es bleibt
daher nichts übrig, als ausser den vorhandenen noch andere Licht- und
Luftöffnungen anzunehmen, und zwar in derselben Art, wie sie zum
Zweck der Sicherung vor Einbruch oder Einsicht den orientalischen
Völkern durchaus und bis auf den heutigen Tag eigen ist, und wie wir
sie nicht blos bei den Assyrern gefunden haben, sondern auch bei den
ältesten Griechen noch nachweisen werden, nemlich an den Aussen-
wänden oben unmittelbar unter derDecke. Hier konnten und mussten sie
aber zertrümmern und verschwinden, sobald die Wand unter ihnen wich,
und zwar ohne dass ihre Solidität oder Gestalt, welche vielleicht ganz
schmucklos wie an dem oben gegebenen Entwurf des Palastes des Da-
rius (Fig. ögl oder den assyrischen Lichtöffnungen analog in Säulchen und
Pilastern hergestellt waren, etwas zu ihrer Erhaltung beitragen konnte.
Die Vergleichung der fielsenfagade des Dariusgrabes mit dem Pa-
laste desselben Königs veranlasst uns endlich noch zur Erörterung der
Frage wegen des Obergeschosses. Da die Grabesfacade sonst mit dem
Palaste bis auf unwesentliche Ausnahmen und sogar in den lVlaassen
ziemlich genau übereinstimmt, so dass wir annehmen dürfen, der König