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Persien.
Kopf gestellt erscheint. Es sind nemlich um einen oblongen auf die
quadratische Schmalseite gesetzten Kern diese Spiralenpolstei- so ge-
legt, dass sich an jede der vier Seiten je zwei ineinandergefügt anschmie-
gen, wodurch sie nicht horizontal, sondern vertical zu stehen kommen.
An ionische Einwirkung scheint mir jedoch hiebei weniger zu denken
wie an eine alte Tradition des Tigrislandes, wo wir namentlich die Ver-
doppelung der Spiralenglieder in Capitälen auf assyrischen Reliefs ge-
funden haben (vgl. Fig. 32). Die wunderliche senkrechte Stellung des
Volutengliedes aber erklärt sich mir mehr aus einem tektonischen wie
aus einem architektonischen Vorbilde: es scheint mir nemlieh dabei an
jene Zierden gedacht werden zu müssen, welche nach Reliefdarstellun-
gen an Stuhlbeinen und andern Mobilientheilen nicht als Bekrönung
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Fig. 75. Spiralische Zierden von Stühlen
a. von einem assyrischen Relief._b. von einer Thronügur der heiligen Strpssq vor dem Branchidenmtenmpel
bei Milet. c. vom Harpylenmonument von Zanthes, d. e. f. von grxechnschen Vasenbildern.
sondern als Mittelschmuck bei den Assyrern in allgemeiner Uebung
waren und von da, wie aus griechischen Beispielen erhellt, eine weite
Verbreitung gewannen. Dieser anfangs nur zweiseitige Spiralenschmuck
mit seinen ausgehöhlten Canälen und dem rosettenförmigen Abschluss
oder Auge (vgl. Fig. 75), mit seinen gerippten und canellirten Polster-
seiten ward nun in einen vierseitigen übertragen, um auch hier nicht als
Abschluss, sondern als Mittelstück der drei, beziehungsweise vier Ca-
pitälglieder zu dienen, indem erst auf dieses Spiralenstück die schon
besprochenen Doppelstiere als Capitälbekrönung gelegt waren.
Wie _aber in der Mythologie und Plastik der mesopotamischen Län-
der Stiere und Löwenmonstra sich ungefähr die Wage hielten, so Findet
sich auch an den Capitälen der Säulen von Persepolis, wenn auch nur an
einem Gebäude und selbst da an untergeordneter Stelle, nemlich an der