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Persien.
den Umfang aller vorausgegangenen vorderasizttischen auszudehnen
vermochte. Schon der geschichtlich erste persische Monarch, Cyrus,
hatte nicht blos im Innern jeden Widerstand gebrochen und namentlich
die Nebukadnezarstadt Babylon bezwungen, sondern seine auch gegen
den keineswegs durch die Sage von seinem beispiellosen Reichthum
allein bemerkenswerthen Lyderkönig Crösus siegreichen Waffen bis an
das ägäische Meer getragen, so dass Asien, soweit es damals überhaupt
in Europa gekannt war, mit Persien gleichbedeutend erscheinen mochte.
Des Cyrus Nachfolger Cambyses hatte hierauf auch das älteste Scepter
der Welt, das der Pharaonen, zertreten und schon der dritte persische
König ging sogar über den Bosporus, um auch die östlichen Länder
Europas, oder zunächst den Umkreis des Pontus (des schwarzen Meeresl
dem persischen Reichskoloss einzuverleiben.
War sonach Persien sowohl durch die persönliche Grösse einiger
seiner Regenten und durch die gesunde Kraft seines Kernvolkes als
auch durch den Erfolg in einer weltgeschichtlichen Stellung wie vorher
kein Staat aufgetreten, so fehlte es dieser Weltrolle auch keineswegs an
entsprechendem monumentalen Ausdruck. Die Hauptstadte des Landes,
Susa, Pasargadae und Persepolis, für welche letztere durch hellenische
Berichterstatter eingebürgerte griechische Bezeichnung wohl nNeu
Pasargadae (die neue P6fSCfStZidt)u substituirt werden dürfte, suchten
wenigstens in ihren Residenzen die assyrischen und babylonischen
zu überbieten, und mussten, da z. B. Diodor Persepolis ndie in der
ganzen Welt berühmte Königsburgu nennt, selbst Griechen imponiren.
Die darüber hingegangenen Jahrtausende haben auch noch Spuren ge-
nug zurückgelassen, um aus ihnen das Ganze im Geiste ergänzen und
so eine Vorstellung von dem künstlerischen Vermögen der Perser ge-
winnen zu lassen. Diess gilt freilich weniger von dem am gründlichsten
zerstörten und noch keineswegs erschöpfend untersuchten Susa, dessen
Lage durch den noch jetzt an der Ruinenstatte haftenden Namen Schusch
und in ähnlicher NVeise, wie die Lage von Ninive in der muhammeda-
nischen jonaskapelle (Nebby Junes) eine traditionelle Bestätigung fand,
durch das von islamitischen Wallfahrern hochverehrte sog. Grab des
Propheten Daniel bestimmt wird. Etwas mehr als Susa rechtfertigt es
Pasargadae bei Murgab, neben dessen Palastterrasse unter andern Grab-
mälern, Altären, u. s. w. eines der merkwürdigsten Denkmäler der Welt,
das Grab des grossen Cyrus selbst baulich fast intact sich erhebt. Am
meisten aber gilt es von Neupasargadae (Persepolis), dessen massenhafte
unter den Namen Tschehel Minar (Vierzig Säulen) oder Takt- i -Dschem-
schid iThron des Dschemschid; bekannte Palasttrümmer bei Istakr,