Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

ASSY 
ische Reliefplastik. 
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Unterlippe getriebenen Ringe vor den König gezerrt, der sie dann durch 
eigenhändiges Durchbohren ihrer Augen mit einer Lanze auszeichnet. 
Dabei empfängt der König oft knieende Huldigung, und Harfen- oder 
Kitharspieler scheinen seine Thaten zu verherrlichen, während Eunuchen 
auf Rollen die herbeigeführte Beute verzeichnen. Diese ist mit beson- 
derer Umstandlichkeit dargestellt: Weiber mit Kindern an der Hand 
und an der Brust zu Fuss oder auf Karren, alle Arten von Gegenständen, 
Lebensmitteln und Geräthen auf Lastthieren und Wagen und namentlich 
Hausthiere, wie Rinder, Schafe und Kamcele in erstaunlich naturwahrer 
Bewegung (wie z. B. ein mit dem Hinterbein sich die Schnauze kratzen- 
der Widder). Von sicherer Chawakterisirung der Thiertypen überhaupt 
zeigt das Tributrelief des oben (Fig. 56) abgebildeten Obelisken von 
Nimrud überraschende Proben, wie von Löwe, Damhirsch, Antilope, 
Büffel, Nashorn, Elephant und Affe. Dasselbe Verständniss zeigen die 
häufigen Jagdscenendarstellungen abgesehen von Büffel- und Löwen- 
hatzen (der herrliche verwundete Löwe, abgeb. bei Lenormant, Les An- 
tiquites de Bab. et de 1' Assyr. Gaz. d. b. Arts. 1868) selbst in kleineren 
Thieren wie Hasen und Vögel; auch Netz- und Angelfischereien lassen 
die Fischgattungen unterscheiden. 
Friedliche Thätigkeit respräsentiren zunächst die verschiedenen 
Darstellungen vom Palastbau: es werden Bäume gefällt und die Stämme 
geflösst oder von Ruderschiffen ins Schlepptau genommen, durch korb- 
beladene Frohnknechte werden Terrassenhügel aufgeschüttet, wohl auch 
schiefe Ebenen, auf welchen das kolossale auf Flössen, die durch unter- 
gebundene luftgefüllte Schläuche mehr über Wasser gehoben werden, 
stromabwärts gelieferte Steinmaterial (Fig. 69), zur Platform befördert wird 
wie diess auch mit den oben beschriebenen Cherubs geschieht, welche 
von zahlreichen an den Tauen hängenden und durch die Aufseher mit 
Stockschlägen angetriebenen Sclaven oder Unterthanen auf Schlitten 
geschleift werden. Religiöse Darstellungen endlich sind weit seltener wie 
in dem theokratischen Aegypten, wo überhaupt die Götter jene entschie- 
den überwiegende, Alles sich unterordnende und mit sich in Bezug setzende 
Stellung einnahmen, die im despotischen Vlesopotamien die Könige sich 
zutheilten. Auch im kleinen Relief und selbst im Ornament kehrt die 
schon oben neben den Portalkolossen erwähnte geflügelte Figur wieder; 
Greif oder eine Art von Pegasus statt derselben ist seltener und mehr 
decorativ angewandt. Das ebenfalls schon genannte Göttersymbol des 
sog. Baumes des Lebens oder das des Hauptgottes Aschur. welches man 
in der von einem Kreise umschlossenen gefiügelten Gestalt erkennen 
will, erscheint von stehenden oder knieenden Personen oder untergeord-
	        
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