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Chaldäa, Babylonien und Assyrien.
selben in der obenbeschriebenen Art stehen, sondern sorgte auch für
entsprechende Aussenseiten. Für die Wandflächen der Gemächer scheint
vielfach Gypsanwurf angewandt und dieser Verputz bemalt gewesen zu
sein, wie sich wenigstens, da natürlich für diess Verfahren sich keine
Reste als Belege beibringen lassen, aus einigen Andeutungen in den
Büchern der Propheten schliessen lasst; für das Aeussere aber, wo aus
klimatischen Gründen diese Ausschmückungsart sich weniger empfahl,
brachte man Bildwerk in der Glasur der nach aussen gewandten Ziegel-
tlächcn an. An Tempelterrassen geschah diess, wie bereits erwähnt
worden ist, in der Art, dass man den Ziegeln jeder Terrasse auf der nach
aussen zu wendenden Seite eine bestimmte für die ganze Terrasse gleiche
Farbe gab; an den Palastmauern jedoch waren ganze Darstellungen so
aus bunten Ziegeln zusammengesetzt, dass jeder einzelne, wie es scheint,
in Rücksicht auf das Ganze gezeichnet und farbig glasirt war. Der
Schmelz der Ziegel war, wie Fragmente zeigen, ziemlich dick, und die
Glasurfarben: vorwiegend glänzend blau, roth, dunkelgelb, weiss und
schwarz, haben sich vortrefflich erhalten. Ein französischer Reisender
des vorigen Jahrhunderts, de Beauchamp, erzählt sogar, es sei im Hügel
Mudschelibe (einem der Schutthügel der babylonischen Paläste) ein Ge"
mach mit Wänden von glasirten Ziegeln entdeckt worden, welche unter
anderem eine Kuh, Sonne und Mond darstellten. XVie ausgedehnt aber
diese Emaihnalerei war, erhellt aus dem Berichte Diodors, welcher eine
grosse jagddarstellung auf dem innersten Mauerring beschreibt und un-
ter mancherlei Menschen und "llhieren die Königin (Semirrmiisl hervor-
hebt, die zu Pferd einen Speer auf einen Panther wirft, während die
Lanze ihres Gemahls einen Löwen durchbohrt, eine Darstellung, die wir
uns im Allgemeinen nach Analogie der jagtldarstellungen auf ninixriti-
sehen Reliefs gegenwärtigen können.
Wesentlich anders, wie in der unteren liuphrat-Alluvioii musste
sich die Palastausschmückung im nördlichen Mesopotamien, in Assy-
rien, gestalten, wo die Ausläufer der Gebirge von allen Seiten der
Stätte von Niniveh nahe kommen und guter Kalkstein, namentlich aber
der schönste Alabaster allenthalben und selbst in der Ebene unter der
niedrigen Alluvialschicht sich findet. Die lediglich farbige Behandlung
der Wände in glasirten Ziegeln musste daher zurücktreten, um den besten
Platz einer tippig-verschixrenderisehen Plastik zu räumen, welche alle Saal-
Wände innen und aussen in ihrer unteren Hälfte mit Reliefdarstellungen
so überwucherte, dass die erhaltenen seit zwanzig Jahren ausgegrabenen
Reste allein der Forschung hinsichtlich des Styls wie der dargestellten
Gegenstände fast unerschöpfliches Material darbieten. Die Bildnerei