Beleuchtung und Bedeckung.
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auch durch die Thüren noch leidlich erleuchtet waren. Man betrachte
aber den Plan des Nordwestpalastes von Nimrud (Fig. 44) in seinen öst-
lichen Gemächern, und man wird sofort erkennen, dass zwei Zugänge
(von welchen überdiess der eine klein) von einem nicht zu grossen Hofe
aus zu zwölf Sälen und Gemächern, die noch dazu unvortheilhaft gelagert
und gebrochen sind, führend unmöglich auch nur das schwächste Däm-
merlicht in die innersten Gemächer besorgen könnten. Ist es aber über-
haupt ein müssiges Beginnen, der cultivirten Menschheit das Bedürfniss
nach Licht und Luft in ihren Wohnräumen absprechen zu wollen, so
wird diess noch Linhaltbarer durch die Pracht in Plastik und Malerei, mit
welcher diese Gemächer wohl kaum für Finsterniss oder ewiges Lam-
penlicht ausgestattet waren. Die namhaftesten Forscher neigen sich
daher der Ansicht zu, Licht und Luft sei durch hypäthrale Ausschnitte
in der Decke beschafft worden. Allein
gruch dieseiiberhaupt bedenkliche und ,
ur Wohnraume doppelt unpraktische f phi
Einrichtung halte ich nicht für wahr- (i,
scheinlich, da in den Pavimenten, die ißf in" f
nur zum geringsten Theil in Steinplat- f l V
ten (Fig. 42) und zumeist lediglich in 'Äi
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gengüsse Mesopotamiens ausgesetzt
gewesen wären, sich keinerlei Vorrich-
tung zur Ableitung des einfallenden - j '
Regenwassers fand. Dagegen sind
durch den Bestand der Ruinen, die Figuw Reudvon Koyundschik_
nirgends in voller Saalhöhe erhalten
sind, Lichtöfthungexi im oberen Theil der Wände keineswegs ausge-
schlossen, wenn auch nicht vollkommen sicher zu entscheiden ist, wel-
cher Gestalt dieselben gewesen seien. Fenster im eigentlichen Sinne, d. h.
Ausschnitte in der Wand, sind weniger annehmbar, wie Lichtöffnungen,
welche durch eine Reihe von pfeilerartigen Stützen gebildet sind. Zwi-
schen diesen, oder auch statt dieser darf man auch Saulchen vermu-
then, wie aus einer Reliefdarstellung von Koyundschik zu entnehmen
ist, von welcher beistehende Abbildung (Fig. 45) eine Vorstellung gibt,
und die überhaupt als ein Beweis für die beschriebene Beleuchtungsart
gelten kann. S0 hatte Licht und Luft reichlichen Zutritt, ohne die inner-
halb Weilenden zu belästigen, die hohe Lage unmittelbar unter den et-
was vorspringenden Dächern verhinderte auch das Hereinschlagen des