Palast von Kisir-Sargon (Korsabad).
liehen Hof zerlegte. Dieser Flügelbau scheint der prächtigste des Gan-
zen gewesen zu sein und ist daher wohl als der Repräsentationstheil
des Palastes zu bezeichnen. Waren alle Wände des Serailbaues in
ihrem unteren Theile mit sculpirtem Alabaster bedeckt, so erscheint
hier dieser Schmuck am glänzendsten. Besonders im ersten nordöst-
lichen Saale, den man als den Audienzsaal bezeichnen könnte, sind die
35:10 M. in Länge und Breite messenden Wände mit fortlaufenden
Scenen geschmückt, welche Huldigungen und Aufführung wie Bestra-
fung von, Gefangenen darstellen, während in den übrigen Sälen wie im
Zwischenhofe die Reliefs, durch einen Keilinschriftstreifen in zwei Hälf-
ten getheilt, bedeutend an Dimensionen und künstlerischer Bedeutung,
wenn auch nicht an sachlichem Interesse verlieren, indem sie gerade hier
mit umfanglichen Inschriften verbunden einen förmlich chronikenartigen
Charakter annehmen.
Durchschritt man diesen Saalbau so gelangte man zur geräumigen
westlichen Terrassenecke, die durch deutliche Tempelrestc (N) die
Bezeichnung Tcmpelhof rechtfertigen
dürfte. Die Gestalt des Tempels oder der
Palastkapelle selbst ist aus den zu diirf-
tigen Resten nicht zu reeonstruiren, für
die Veranschaulichung der assyriSChCn l i;
Tempelformen im Allgemeinen aber wer-
den unten andere Hülfsmittel beigezogen
werden. Doch ist die aus ungebrannten 1'714 43' Geslfljj
Ziegeln massiv hergestellte niedrige Tem-
pelterrassc noch grossentheils erhalten nebst Stücken der Bekleidung
aus schwarzem Basalt mit einer Bekrönung aus grauem Kalkstein, die
durch Rundstab und Hohlkehle an die Gesimsform der ägyptischen Ar-
chitektur erinnert (Fig. 43). Auch die im Schutt gefundenen Beklei-
dungs-Reliefs der NVände weichen dadurch von den übrigen ab, dass
sie gleichfalls in schwarzem Basalt hergestellt sind, und somit auf ein
dunkles und farbloses Aussehen des ganzen Tempels im Gegensatz zu
dem farbenstrahlenden Palaste schliessen lassen. Bemerkenswerth ist
noch eine kleine Terrassenpyramide etwa 40 M. im Gevierte mes-
Send, von welcher noch vier Stufen in weisser, schwarzer, gelbrother
und blauer Emailziegelverkleidung erhalten sind, die der Borsippapyra-
mide analog auf noch drei weitere Stufen in rother, silber- und gold-
farbiger Bekleidung schliesen lassen. Die Platform, welche nur wenig über
I0 M. im Gevierte gemessen haben kann, enthielt entweder nur einen
Altar oder eine kleine Cella von etwa 6 M. Tiefe. Der Aufgang zu der