Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Chaldäa, 
Babylonielu und Assyrien. 
die Zahl und Pracht der Paläste auf derselben beweisen, worunter 
namentlich der älteste den man überhaupt kennt, nemlich der Nord- 
westpalast, wahrscheinlich von Aschurakbal (Sardanapal I) nach goo 
v. Chr. und auch der jüngste, von Essarhaddon Sennaherib's Sohn um 
680 erbaut, sich befinden. Auch diese Residenz stand mit einer Stadt 
in Verbindung, deren Mauern in der Kette von Schutthügeln noch sicher 
nachweisbar sind. Wie aber Nimrud mit Calah, so werden die Ruinen 
von Kileh Schergat mit Aschur identificirt. 
Schon aus dem angeführten Ruinenmaterial geht hervor, dass sich 
in Assyrien der Palastbau entschieden in erste Linie stellt. Wie in 
Aegypten das hierarchische, so war in Assyrien das despotische Ele- 
ment vorherrschend, und es drängt sich daher naturgemäss dort der 
Tempel, hier der Palastin den Vordergrund, während sich in Chaldäa die 
beiden Elemente, und darum auch die beiden monumentalen Gattungen 
ungefähr die Wage hielten. Im Uebrigen ist die Verwandtschaft der 
chaldäischen und assyrischen NVerke ungemein gross, und ihre Unter- 
schiede beruhen hauptsächlich in dem Vortheile, in welchem sich Ober- 
mesopotamien dem unteren Tieflande gegenüber hinsichtlich des Ma- 
terials befand. Es stellte zwar seine Terrassen ebenso wie Chaldaa in 
luftgetrockneten Ziegeln und in eingestampfter Erde massiv her, allein 
die benachbarten Gebirge lieferten Bruchstein genug, um die Masse in 
Quaderbau verkleiden zu können. Dieser findet sich z. B. an der Ter- 
rasse des Sargonspalastes wie an der Substruction der Terrassen- 
pyramide von Nimrud in exactester Ausführung, an den Stadtmauern 
von Kisir-Sargon dagegen in einer Art von kyklopischer Fügung. 
Ebenso ist von den aus gleichem Backsteinmaterial hergestellten Wän- 
den die chaldäische Bekleidung mit bunt glasirten Ziegeln und Stuckma- 
lereien auf die oberen Theile zurückgedrängt, während die untere Hälfte 
mit sculpirten Alabasterplatten verschalt und geschützt wird. Es ver- 
liert sonaeh das Aeussere sein ziegelartiges Ansehen und gewinnt durch 
die Verkleidung einen weit monumentaleren und statt des lediglich 
buntfarbigen einen mehr plastischen Charakter.  
Legen wir nun unserer Betrachtung des assyrischen Palastbaues 
die Königsburg von Kisir-Sargon (Korsabad) zu Grunde, welche durch 
ihre Isolirung wie durch ihren klaren Plan das beste Verständniss dieser 
Anlagen ermöglicht (Fig. 41). Die Platform besteht aus zwei Abthei- 
lungen: die eine breitere befindet sich innerhalb der Stadtmauerlinie (P, 
während die andere über dieselbe vorspringt. Eine zweif-lügelige Treppe 
(A) führt zum Hauptportal  welches durch gigantische Stiere mit 
Menschenhäuptern und Fittichen geschmückt war, und zwar nicht blos
	        
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