Dürer.
Albrecht
mit Thausing in das Jahr 1494 oder mit Ephrussi in das Jahr 1506
setzen, sie lehren uns dasselbe, dafs der jugendliche Dürer einen
offnen Blick und eine geschickte Hand für landschaftliche Dar-
stellung besafs und beide Fähigkeiten, wo sich Gelegenheit dazu
bot, auszunutzen verstand. Dafs er indes nicht der besonderen Auf-
forderung und Veranlassung, wie sie landschaftliche Eindrücke auf
einer Wanderfahrt bieten, bedurfte, lehren uns seine Studien und
Skizzen, die er in seiner heimatlichen Umgebung entwarf. Wie
anders weifs er die Reize Nürnbergs zu schildern, als sein Lehrer
Wolgemut! Das Blatt mit der Ansicht von sNornperga in der
Bremer Kunsthalle mit seiner meisterhaften Luftperspektive und
seiner malerischen Behandlung zeigt so recht, wie es dem Künstler
nicht sowohl um ausführliche Deutlichkeit in der Wiedergabe ein-
zelner Bauten, als vielmehr um den malerischen Gesamteindruck
des Stadtprospektes zu thun ist. Fesseln einzelne Gebäude sein
Interesse, so widmet er ihnen eine eigene Studie, aber stets weifs
er auch diese landschaftlich abzurunden. S0 die Johanneskirche
(Aquarell in Bremen), die Weidenmühle (Kupferstichkab. in Paris),
die Drahtziehmühle (Berliner Kupferstichkabinet), das Weiherhaus
(British Museum) und der Trockensteg (Albertina), letztere wohl
eine der frühesten Federzeichnungen landschaftlichen Gegenstandesl).
Mag in Einzelheiten, so in der Perspektive, die oft unter der
ungünstigen Wahl des Augenpunktes leidet, sich noch der Anfänger
verraten, das, was man wlandschaftliches Augea nennt, besafs Dürer
jedenfalls schon in dieser Jugendperiode, und er war der erste
Künstler, dem wir diese recht eigentlich moderne Fähigkeit zu-
sprechen können. Aber mehr noch beweisen uns diese Nürnberger
Ansichten. Es sind nicht die monumentalen Bauten der innern
Stadt, welche seine Aufmerksamkeit vorwiegend fesseln und zu
künstlerischer Wiedergabe anregen. Unbedeutende Gehöfte und
Anlagen in der Umgebung reizen ihn zumeist. Äufsere Ver-
anlassung zu diesen Aufgaben konnte er kaum haben, vielmehr
I) Eine eingehende Beschreibung all dieser Entwürfe s. bei Thausing u. Ephrussi.
Die Hofansicht der Aibertina (Braun 535 u. 586) möchten wir als apokryph aus
der Reihe unbezweifelter Dürerzeichnungen ausscheiden.