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Albrecht
Dürer.
arbores et frondigeros atque umbrosos collesr auf dem Triptychon
des Roger im Besitz des Lionello d'Este in Ferrara, die den Ein-
druck hervorriefen, als hätte Mutter Natur selber sie geschaffenl).
Derselbe Schriftsteller berichtet auch, dafs Angelo di Pietro aus
Siena, den die Zeitgenossen als ihren Parrhasius priesen, sich dem
Handrischen Meister und seiner Weise angeschlossen habe. Rechten
Boden gewann der Handrische Eintlufs indes erst, als Antonello da
Messina der niederländischen Manier sei es nun, dafs er dieselbe
in den Niederlanden erlernt oder in seiner Heimat sich zu eigen
gemacht? habe 2) gröfsere Verbreitung verschaffte. Mit der
Öltechnik kam die breitere Ausführung der Hintergründe erst in Auf-
nahme und bald war es schwer, zwischen flandrischen und italie-
nischen Arbeiten zu unterscheiden. Der Anonymus des Morelli
schwankt 1529, ob er ein Bild, dessen natürliche, fein ausgebildete
Landschaft er rühmend hervorhebt, dem Antonello da Messina,
Hans Memling oder einem Jacometto Veneziano zuschreiben soll3).
Die landschaftlichen Vorzüge solcher Bilder sind jedenfalls auf
niederländischen Einflufs zurückzuführen, und diesen hatte Dürer
bereits in seiner Heimat durch Vermittelung seines Lehrers erfahren.
So ist denn der Aufenthalt in der Umgebung italienischer Kunst
für ihn lange nicht so bedeutungsvoll, als die Zeit der Wander-
schaft selbst. Vier jahre streifte Dürer herum (Ostern 1490 bis
Pfingsten 1494), auf Italien fällt davon höchstens ein Jahr. Nach
Westdeutschland wandte er sich zunächst; Strafsburg, Colmar und
Basel sind uns als Etappen seiner Wanderung bekannt. Landschafts-
skizzen, welche wir in der Nähe einer dieser Städte lokalisieren
könnten, finden sich nicht. Dagegen weisen uns sieben Ansichten
auf eine Alpenwanderung durch Tirol. Die Gebirgslandschaft der
Albertina 4), nur im Vordergrunde als Felsstudie ausgeführt, erinnert
I) Quin et ab ipsa. omnipotente natura. inibi genita diceres. Collucci, antichitä.
Picene XV p. 143, abgedruckt bei Crowe u. Cav. a. a. O. p. 4m.
2) Letztere Ansicht verteidigt der älteren gegenübgy mit übeyzeugenden Gründen
Lermolieff-Morelli in seinem Werk: Die Werke italienischer Meister i. d. Gal. ect.
p. 4.20 ff.
3) Ausgabe 1800 p. 72, abgedr. bei Crowe u. Cav., p. 422.
4) Thausing, Dürer 11, 118.