Albrecht Dürer.
links ein Fels von scharfen aber natürlichen Formen, dessen kümmer-
liche Vegetation mit sehr feiner Beobachtung wiedergegeben ist.
Rechts verbindet ein ansteigender Bergpfad Vorder- und Mittelgrund.
Die beiden seitlichen Coulissen umrahmen den Ausblick auf die Hügel-
kette des Hintergrundes, deren ruhige Konturen links von einer
Burgarchitektur unterbrochen werden. Der Kavalier, welcher auf dem
die Mitte des Blattes einnehmenden Wege in das Thal des Mittel-
grundes hinabsprengt, streckt jauchzend seine Rechte empor, als
bräche er in einen Jubelruf aus über das heitere Bild, das vor
seinen Blicken sich aufrollt. Wir dürfen diese Gestalt mit Recht
als Staffage bezeichnen, da ihre Haltung das Auge des Beschauers
auf die Reize der landschaftlichen Komposition lenkt. Technisch
bietet die anspruchslose Federzeichnung kaum etwas Neues; der
Vordergrund ist eingehender behandelt als Mittel- und Hintergrund,
nach dem bereits dem Zeichner der Schedelschen Chronik bekannten
Princip, auf diese Art die der zeichnerischen Technik versagten
Reize der Luftperspektive wenigstens anzudeuten. Auch die Ge-
schlossenheit der Gesamtkomposition überrascht nicht gerade bei
einem oberdeutschen Meister. Was dem unscheinbaren Blatte seine
Bedeutung für unsere Untersuchung verleiht und uns berechtigt, es
gewissermafsen als Motto an die Spitze der landschaftlichen Ver-
suche Dürers zu stellen, ist der,Umstand, dal's wir hier an einer
ohne jeden Nebenzweck entworfenen Skizze aus der Jugendzeit
des Meisters seinen liebevollen Blick für die Reize landschaftlicher
Schönheit bereits kennen lernen.
Die Handzeichnungen bieten überhaupt für unsern Zweck das
reichste und wertvollste Material. Die Mehrzahl der landschaftlichen
Studien Dürers ist undatiert; gleichwohl ist die Forschung darüber
einig, sie seiner jugendperiode zuzuschreiben, da äufsere und innere
Gründe eine solche frühe Entstehungszeit wahrscheinlich machen.
Viele Veduten verdanken den Wanderfahrten des jugendlichen
Künstlers ihren Ursprung; überdies ist es schon psychologisch er-
klärlich, dafs landschaftliche Reize auf eine jugendfrische, Natur-
eindrücken unbefangen gegenüberstehende Phantasie unmittelbarer
wirken, als auf den gereiften, zur Reflexion geneigten Mann, den