Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

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Schongauer und 
Martin 
oberdeutschen Meister. 
die 
Landschaft fremd, welche in ihre etwas eintönige Gliederung in 
Horizontallinien nur durch den Farbenwechsel Leben zu bringen 
versucht. Durch die oberdeutsche Art der Komposition kommt 
eine weit gröfsere Geschlossenheit in das Landschaftsbild. Der 
deutsche Maler giebt einen festbegrenzten Ausschnitt aus der Um- 
gebung, während der Flandrer einen Überblick über dieselbe zu 
geben bestrebt ist. 
Das Gefühl koloristischer Schwäche war es wohl, welches die 
deutschen Meister zurückhielt, in ihren Gemälden den Hintergrund 
so breit auszuführen, wie in ihren Stichen. So finden wir denn 
auch in Schongauers beglaubigten Gemälden meist Gold- oder 
Teppichhintergründe. Schon dieser Umstand hätte vor einer Iden- 
tifikation Schongauers mit dem Meister des Bartholomaeusl) warnen 
müssen, welcher in seinen Gemälden bereits von den durch die 
späteren Niederländer errungenen Vorteilen für die landschaftliche 
Darstellung ausgiebigsten Gebrauch macht. 
In der schwäbischen Schule hatten wir bereits am Schluss 
des XIV. Jahrhunderts die Ansätze zum Naturalismus in den land- 
schaftlichen Hintergründen nachweisen können, und der Einllufs der 
flandrischen Schule, vielleicht durch die oberrheinische vermittelt, 
traf hier auf einen vorbereiteten Boden. So zeigt der Hochaltar 
der Kirche zu Tiefenbronn von Hans Schüchlin (1469) nach 
Harzens Urteil entschiedene Anlehnung an Roger van der Weyden 
in den abwechslungsvollen landschaftlichen Hintergründen. Un- 
bedeutender als sein Lehrer ist Bartholomäus Zeitblom, der 
selbst in seinem reifsten Werke dem landschaftlichen Beiwerk nur 
geringen Platz einräumt (Valentinslegende in Augsburg). Auch 
an dieser Stelle zeigt sich Zeitblom als derber Realist. Das Ge- 
drungene und Rundliche seiner Berg- und Baumformen unterscheidet 
ihn von seinen oberdeutschen Zeitgenossen ebenso deutlich wie von 
den Niederländern. Die Rolle, welche Schongauer in der ober- 
rheinischen Schule zuflel, vertritt für die schwäbische Friedrich 
Herlin; aber auch seine landschaftlichen Gründe, obwohl sie aus- 
Wurzbach ,
	        
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