Schongauer und
Martin
oberdeutschen
die
Meister.
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und Eidechse I) das Feld teilt. Den südländischen Charakter der
Gebäulichkeiten des Hintergrundesz) schliefslich vermag ich nicht
zu erkennen. Als landschaftliche Komposition betrachtet fehlt es
der Flucht nach Ägypten noch an rechter räumlicher Tiefe, welche
den Landschaften Schongauers und der oberdeutschen Maler vor
Dürer überhaupt mangelt. S0 auch dem kurzen Prospekt in
Schongauers Anbetung der Könige (B. 6), der zugleich als ein
charakteristisches Beispiel für die Felsbehandlung des oberdeutschen
Meisters angeführt sein mag. Auch die Niederländer stilisierten
Berg- und F elsmassen, aber niemals in so absonderlicher und phan-
tastischer Weise, wie die Oberdeutschen. Die heimatliche Um-
gebung mit ihren zackigen Bergspitzen mag auf die Phantasie der
letzteren gewifs grofsen Einflufs gehabt haben, indes verdient auch
noch ein anderes Moment einige Aufmerksamkeit, nämlich: die
Schulung der oberdeutschen Maler durch den Kupferstich, dessen
Technik der scharfkantigen und krausgezackten Felsbehandlung
Vorschub leistete. Es ist überhaupt das Betonen des
zeichnerischen Elementes in der Landschaft gegen-
über dem malerischen, was die oberdeutschen Schu-
len von den niederländischen unterscheidet. Und
so Enden wir denn auch z. B. in dem Christus am Kreuz
(B. 25), dessen Landschaft nach Wurzbach3) in auffälliger Weise
niederländische Einflüsse zeigen soll, doch prinzipielle Abweichun-
gen von niederländischer Kompositionsweise. Während der
Niederländer die einzelnen Gründe in ruhigen Horizontallinien ab-
schliefst, sehen wir Schongauer die Kompositionsmassen seitlich
ineinanderschieben. Das Terrain des Vordergrundes steigt von
links nach rechts an, während die den tiefgelegenen Mittelgrund
links abschließenden Bergmassen sich nach rechts zum Meeres-
ufer herabsenken; das reiche Linienspiel, welches dadurch ent-
steht, und seine überlegte Anwendung ist der niederländischen
1) Einzelne Tierdarstellungen aus dem Werke Schongauers
beweisen sein Interesse für derartige Gegenstände.
2) v. Seidlitz, Rep. f. Kw. 1384. p. X78.
3) v. YVurzbach, M. Schongauer. Wien 1880. p. 42.
wie B.