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deutsche und niederländische Kupferstich
Der
des XV.
Jahrhunderts
verraten. So ist namentlich der heilige Georg (B. 78), der übrigens
fast immer von den altdeutschen Meistern, ähnlich, wie die Flucht
nach Ägypten und der h. Christophorus durch reichere landschaft-
liche Umgebung gleichsam attributiv ausgezeichnet wird, hier her-
vorzuheben. Der Vordergrund, in welchem der ritterliche Kampe
den Drachen bezwingt, ist steinig, hier und da mit derben Blatt-
piianzen geschmückt, rechts und links zwei Bäume, von denen der
linke noch die archaisch grofsblättrige Krone zeigt, während der
Baumschlag der anderen in der dem Meister eigentümlichen Punktier-
manier ausgeführt und von einem zartgegliederten Kontur umrissen
ist. Von dem Vordergrunde durch ein flockiges Gebüsch getrennt,
erhebt sich rings von einem Flufs umströmt links der Burgfels mit
dem Schlofs des Königspaares, durch einen dürren und einen be-
laubten Baum belebt. Die Hoflinde und das Storchnest auf dem
Dache hat der Künstler nicht vergessen. Im Hintergründe rechts
springt das Flufsufer mit reicher Burgarchitektur vor. Bergkon-
turen schliefsen das landschaftlich nicht unbedeutende Bild ab.
Auch in dem Johannes auf Patmos (Pass. 165) finden wir eine
technisch sehr subtile Behandlung der Landschaft: Der Durchblick
zwischen zerklüfteten Felsmassen auf das durch Inseln und Schiffe
belebte Meer ist der Rundform des Bildes sehr geschickt angcpafst.
Eine andere 1467 datierte Darstellung desselben Gegenstandes und
von demselben Meister (signiert E. S. 1467 Berl. Kupferstichkab.)
zeigt noch bedenkliche Mängel in der Perspektive.
Auch für die Details der landschaftlichen Umgebung im Vege-
tations- und Tierleben zeigt sich der Meister nicht unbegabt (vgl.
besonders B. I u. 3 Pass. 128) und erinnert in der Vorliebe für
dieselben an die niederländische Schule 1), Während wir in der
Gesamtanlage der landschaftlichen Komposition, die oft genug
noch recht unüberlegt ist, von einer solchen Anlehnung nichts
verspüren.
Heben
wir
der
Umgebung
des
Meisters
noch
den
1) Besonders eine Baumform Enden wir in seinen Stichen wieder, die der
niederländischen Schule eigentümlich ist: Ein schlanker Stamm steigt zu der kleinen
Krone empor, unter deren Ansatz ihn noch zwei oder mehrere kleinere Blattkränze
umstehen.