Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

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Kölnische Schule. 
Wandlung plötzlich vollzieht; es dauert vielmehr Jahrzehnte, ehe 
die deutschen Handwerker in das Verständnis der von ihren feiner 
gebildeten Nachbarn geschaffenen Kompositionsweise eindringen, 
und jenes zarte Naturgefühl, welches die Flandrer auszeichnet, er- 
schliefst sich den derberen Deutschen erst ganz allmählich. 
Vergleicht man z. B. die landschaftlichen Hintergründe der 
lyversbergischen Passion, deren Meister (2. Hälfte des 
XV. Jahrhunderts) sicher mit dem gleichzeitigen Dierik Bouts in 
enger künstlerischer Verbindung standl), mit denen seines nieder- 
ländischen Vorbildes, so wird man sich des gewaltigen Unter- 
schiedes sofort bewufst. Meist nur ein schmaler, nicht abgetönter 
Wiesengrund mit einigen Bauten, Gehöften u. a. dient der flächen- 
haft in den Vordergrund gestellten Figurenkomposition als Folie. 
Freilich betrachtet die neueste Forschung diese Passionsbilder 
nicht als eigenhändige, sondern nur als Schulbilder des Meisters, 
der ihnen seine Benennung verdankt, und in der That zeigen ein- 
zelne Originale von seiner Hand, wie der Crucifixus in Augsburgz), 
das Triptychon in Cues 3) und der Kreuzaltar im Kölner Museum 
(Nr. I59--I6I) bereits eine entwickeltere Landschaft. Eine Tönung 
der Gründe ist nach dem Vorbilde von Bouts versucht; der Vorder- 
grund ist dunkelgrün gehalten, der Mittelgrund gelbgrün, mit Felsen, 
Wegen und Bäumen belebt, der Hintergrund in ein durch weifse 
Lichter erhelltes Blaugrün getaucht. Der Christus am Kreuze 
(Köln, Mus. 165) zeigt auch eine ganz gute Luftstimmung. So 
nennt Scheibler4) auch eine Heimsuchung der Sammlung Clave in 
Köln landschaftlich bedeutend, während die Münchener Werke des 
_Meisters5) auch in landschaftlicher Beziehung den Passionsbildern 
näher stehen. 
Unter den anderen Werken anonymer spätkölnischer Meister 
I) Auch Einzelheiten der Landschaft, wie der Baumschlag, lassen auf diese Ver- 
bindung schliefsen. cf. L. Scheibler, Die hervorragendsten anonymen Meister und 
Werke der Kölner Malerschule von 1460-1500. Bonn 3880. p. I8. 
ß) Scheibler, a. a. O. p. I8. 
3) Ebda. p. 29. 
4) Ebda. p. 32. 
S) Katalog Nr. 22 u. 27.
	        
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