Rückblick.
Schule.
Kölnische
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Wenn
wir den Unterschied zwischen altniederländischer Landschafts-
malerei und moderner kurz ausdrücken wollen, dürfen wir vielleicht
sagen: Was der Handrische Maler aus formalen Rücksichten im Auf-
bau der Landschaft stilisiert, idealisiert der moderne Künstlerin der
Stimmung.
Kölnische Schule.
Wie wir bereits oben zu schildern versuchten, hatte sich auch
in der deutschen Malerei am Ausgang des XIV. und zu Beginn
des XV. Jahrhunderts ein entschiedenes Streben nach Realismus
geltend gemacht, und auch die Keime landschaftlicher Darstellung
zeigten sich bereits hie und da vor dem Eindringen des flandrischen
Einflusses.
Die Anfänge der kölnischen Schule des Meisters Wilhelm
auf dem Gebiet landschaftlicher Darstellung fanden allerdings in der
um Stephan Lochner gruppierten Schule keine rechte Nach-
folge. Lochner selbst zeigt sich zwar in der Ausführung der Vege-
tation des Vordergrundes sehr gewissenhaft und gewandt I), auf
die Ausbildung eines räumlich vertieften Hintergrundes leistet er
aber Verzicht.
Eine Serie von Darstellungen der Ursulalegende aus seiner
Schule (Köln, Mus. 132-146) steht entschieden schon unter nieder-
ländischem Einflufs, zeigt aber in den landschaftlichen Gründen,
an deren Stelle meist historische Architektur tritt, eine unbeholfene
und nüchterne Behandlung. Über die Bauten des Mittelgrundes
ragen nur vereinzelte Bergspitzen herüber, die Bäume sind zwar
sauber, aber verständnislos ausgeführt. Von einer landschaftlichen
Komposition im Sinne der niederländischen Schule vollends ist
noch keine Rede.
Der Einflufs der flandrischen Schule zeigt sich natürlich zu-
nächst in den deutschen Nachbarprovinzen, also am Niederrhein.
Freilich wäre es ein grober Irrtum, anzunehmen, dal's sich die
I) Besonders die schon in der älteren Kölner Schule beliebte Darstellung der
Madonna im Rosenhag bot dazu Gelegenheit. Vgl. die Bilder Lochners im Rathause
zu Solothurn, im Kölner Museum Nr. 118 und dessen Replik in der Münchener Pina-
kothek Nr. 5.