Rückblick.
Wir haben damit die Darstellung der niederländischen Schule
bis hart an die Grenze. ihrer selbständigen Entwicklung geführt,
und sind so der Schilderung der deutschen Malerei ein gutes Stück
vorausgeeilt. Es ist indes unmöglich, die älteren Meister von der
jüngeren Generation zu trennen, da die Bezüge zwischen beiden so enge
sind, dafs eine Betrachtung der jüngeren Schule stets auf die der älteren
zurückgreifen müfste, und dadurch die Darstellung ins Breite ge-
zogen und erschwert werden würde. Überdies knüpft die Ent-
wicklung der deutschen Landschaftsmalerei an die Errungenschaften
der älteren wie der jüngeren niederländischen Meister an, und wir
müssen daher das ihnen Gemeinsame auf dem Gebiet landschaft-
licher Darstellung zusammenfassen, wenn wir das Erbe, welches die
deutschen Meister von der niederländischen Kunst antraten, voll
würdigen wolleni).
Es ist vor allem die Tiefenkornposition, welche die Eycks in
die Tafelmalerei eingeführt und durchgebildet haben. Für die
Gliederung dieser Komposition in drei Gründe war nicht das un-
mittelbar Angeschaute mafsgebend, vielmehr versuchte man die ein-
zelnen Elemente landschaftlicher Darstellung nach gewissen sich all-
mählich festigenden künstlerischen Gesetzen anzuordnen. Diese Ele-
mente waren für den Vordergrund folgende: ziemlich realistisch
gebildete Felsen und im einzelnen durchgeführte Vegetation, welche
den Boden bedeckt. Das dem Auge Nächste mufste mit der
ganzen Schärfe der Einzelheiten dargestellt werden. Architektur-
motive im Vordergrunde sind seltener, wenn sie nicht der Gegen-
stand der Darstellung fordert. In diesem Fall nimmt die Archi-
Dagegen dürfen wir die unter italienischem EinHufs stehenden späteren Nie.
derländer, Quinten Massys (ca. 1460- 1530), Jan Gossaert (ca. 1470-1541), Jan
Mostert (1474 nach 1549), Herri met de Bles (1480 nach 1521), Joachim de
Patenier (thätig 1515-1524), Lucas van Leyden (1494-4533), hier fiiglich über-
gehen, da. ihre Bedeutung für die 66111186116 Lß-lldSßhafl der Dürers bei weitem nach-
steht, vor und auf Dürer aber ein Einflufs von ihrer Seite nicht zu erkennen ist.
Ihre Würdigung ist demnach Aufgabe einer besonderen Geschichte der Landschaft in
dä- niederländischen Kunst, für die Rooses im 7. Kap. seiner sGeschichte der Maler-
sc ule Antwerpensw brauchbares Material liefert, während Edgar Baes, Histoire
de 1a peinture de Paysage (XIV-XVIe siecle) Gand 1878 für wissenschaftliche
Untersuchungen nur mit sehr grofser Vorsicht zu benutzen ist.