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der altflandrischen Schule.
Holländische Meister
falls deutlich seine Abhängigkeit von Memling und den Brüdern
van Eyck, aber auch bei ihm dringt in der Landschaft das hollän-
dische Naturell er ist der Sohn eines Jan David aus Oudewater
in Holland durch. Schon der Altarschrein der Brügger Aka-
demie (Crowe u. Cav. p. 341) zeigt das. Eine Abweichung von
den älteren Meistern zeigt sich darin, dafs hier Bäume zu Vorder-
grundmotiven benutzt sind, und zwar in richtigem Verhältnis zu
den Figuren. Ihre Stämme sind nicht, wie in den älteren Hand-
rischen Werken, enge aneinander gedrängt, um den Wald darzu-
stellen, vielmehr locker auf einem Wiesenplan verteilt und gleich-
wohl das Waldesdunkel durch kräftige Schatten hervorgehoben.
Der Gesamtton der Landschaft ist grünlich, nur die Felspartieen
im Mittelgrunde sind braun gehalten. So vorzüglich der Künstler
die Spiegelung der Ufer im Wasser des Jordans wiedergegeben
hat, so kindlich ist doch die schematische Art der Wellenbildung,
die von seinem Lehrer Memling bereits weit besser verstanden
wurde. Die krausgeballten Wolken am Horizont leuchten im
Abendrot. David beschäftigte sich, und darin darf man wohl
auch einen holländischen Zug sehen, überhaupt mehr und mit
meist gröfserem Erfolge als die anderen Meister, mit der Darstellung
atmosphärischer Erscheinungen. So sehen wir auf dem Bilde
Nr. 573 der Berliner Galerie (Christus am Kreuze) den Himmel
grau bewölkt und die Wirkung dieser Bewölkung in dem stum-
pfen und kalten Ton der Landschaft sehr geschickt wiedergegeben.
Das Kolorit weist uns auch bei einer anderen Berliner Tafel (Chri-
stus am Ölberg, Nr. 551 A) in die Schule Davids. Hier ist das
Problem der Darstellung eines Nachtstückes zum erstenmal mit
"Erfolg gelöst. Die Scene ist nur matt von der Mondsichel be-
leuchtet, welche durch krause Wolken bricht. Die Lichtführung
ist sehr geschickt, besonders der bläulich-weifse Reflex des Mond-
lichtes auf den Gesichtern Christi und der Apostel vorzüglich wie-
dergegeben. Augenscheinlich hat der Künstler die Gestalten des
Vordergrundes aus dem schwarzgrünen Grundton des Himmels und
Hintergrundes durch Aufsetzen von Lichtern und Lokaltönen her-
ausmodelliert, ein Verfahren, das für Davids Urheberschaft spricht,