Meister
Holländische
der
altüandrischen Schule.
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Das Hauptverdienst Bouts' bleibt indes die koloristische Ver-
vollkommnung der Landschaft. Neben der Unterscheidung der
drei Gründe, die keineswegs schroff, sondern durch eine gemein-
same Tönung in ihren Übergängen vermittelt ist, mufs vor allem
die prächtige Färbung des Himmels hervorgehoben werden, den
der Künstler mit lichtem Gewölk zu beziehen liebt. Mehrfach
und nicht ohne Erfolg versucht er auch Beleuchtungseffekte;
so auf dem Christophorusllügel des Münchener Triptychons (Kat.
Nr. 109), wo die aufsteigende Sonne, ähnlich wie in der Manna-
lese (ebda. III), den fernen Hintergrund mit ihrem Lichte über-
giefst, während die im Vordergrund sich verengende Felsenkluft,
durch deren Wasser der Heilige schreitet, im Halbdunkel liegt.
Hier lernen wir auch ein neues Kompositionsmotiv keimen, das
der Künstler in dem linken Flügelbilde desselben Altarwerkes
wiederholt: Den Vordergrund verengt er durch seitlich vorgeschobene
Felsmassen, welche einen Durchblick in die sich im Hintergründe
weitende Landschaft gewähren; ein Motiv, das recht eigentlich
für landschaftliche Darstellungen geeignet scheint, welche selb-
ständige Bedeutung für sich in Anspruch nehmen, weil es die Ver-
schmelzung der F igurenkomposition mit dem Hintergründe er-
schwert und den Blick des Beschauers unwillkürlich in die Ferne
zieht. Im Grunde dasselbe Prinzip, welches auch den landschaft-
lichen Kompositionen der späteren französischen Schulen mit ihren
sonnenbeglänzten Meeresfernen und seitlich vorgeschobenen Cou-
lissen zu Grunde liegt. Die Gefangennahme Christi von Bouts in
der Münchener Pinakothek (Kat. Nr. II2) zeigt ebenfalls einen Licht-
effekt: Am Nachthimmel sehen wir die abnehmende Mondscheibe,
während die Figuren von Fackellicht beschienen werden; von einer
konsequenten Lichtführung ist allerdings auch hier noch nicht die
Rede, obwohl der Versuch bereits besser gelungen ist, als bei Memling.
Trotz dieser vorwiegend malerischen Richtung ist Dierik Bouts
auch im landschaftlichen Detail, namentlich in der Vegetation des
Vordergrundes, von einer peinlichen Gewissenhaftigkeit und hierin,
sowie in der Vorliebe für einzelne in den Mittelgrund verstreute
Episoden ist er ein unverkennbarer Schüler der ilandrischen Meister.
Die Werke Gerard Davids (ca. 1450-1523) beweisen eben-