Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

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Die 
Brabanter Schule. 
Triptychon der Brügger Akademie (Crowe u. Cav. p. 310) nachweisen 
zu können. Der Umstand, dafs die auf den Flügelbildern des letz- 
teren Altarwerkes dargestellten Bauten (Landschloss mit Zugbrücke, 
Wirtschaftsgebäude und Parkanlage) auf dem Porträt des Stifters 
in Brüssel (Mus. roy. Nr. 32) wiederkehren, bestätigt diese Ver- 
mutung. Merkwürdig, dafs auch auf dem Mittelbilde gerade dieses 
Triptychons der Künstler sich über die sonst gewohnte Art land- 
schaftlicher Ausstattung erhebt. Das Bild stellt die Christophslegende 
dar; graubraune Felsen bilden das Ufer des Flusses, welchen der 
Riese mit seiner Last durchschreitet; im Mittelgrunde umgiebt den 
trefflich abgetönten und in der Ferne hinter grauen Felskuppen 
verschwindenden Flufs eine waldige Landschaft. Den Himmel be- 
decken graue Wolken, nur am Horizont leuchtet über den blauen 
Bergen ein Abendrotstreifen auf, der sich im Wasser des Flusses 
widerspiegelt. Diese Beleuchtungseffekte sind, wenn auch nicht sehr 
naturalistisch, doch mit grofser Liebe und einem seltenen Farben- 
schmelz ausgeführt. Auch Einzelheiten, wie die Brechung der Far- 
ben im Wasser, hat der Künstler hier fein beobachtet und wieder- 
gegeben. 
Im Ursulaschrein läfst Memling seiner Vorliebe für cyklische 
Darstellung wieder einmal die Zügel schiefsen. Er komponiert die 
Scenen der Legende durchaus nicht ängstlich in die tektonisch be- 
grenzten Felder des Schreines hinein, kehrt sich nicht an die Säul- 
chen, welche die Bildfläche teilen; er führt den Horizont fast durch 
alle Bilder in gleicher Höhe hindurch und betrachtet gewisser- 
mafsen auch die Wände des Kastens als eine grofse Bildfläche. 
Die meisten Landschaften tragen den Charakter der Tiefebene, nur 
in der Ferne erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Alpen, 
die von so realistischer und von den übrigen Berggründen so ab- 
weichender Bildung sind, dafs man geneigt ist, auch sie auf eigene 
Anschauung zurückzuführen. Freilich, die Architektur Basels und 
Roms zeigt nichts von dem vedutenhaften Charakter, den der 
Künstler der Darstellung Kölns durch den Dom mit seinem Wahr- 
zeichen, die Martinskirche und das Bayenthor zu geben verstand. 
Der Himmel ist meisterhaft vom tiefsten Blau bis zum lichten 
Horizont 
abgetönt.
	        
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