Schule.
Die Handrische
Brabanter Schule.
Die
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perspektive. Oft genug sind die Gründe ohne einheitlichen Augen-
punkt übereinander aufgebaut, wie in der Anbetung des Lammes
und der h. Barbara, und der Mittelgrund in der Tönung von dem
Vordergrund nicht unterschieden.
Gleichwohl stehen die Brüder van Eyck, auch was landschaft-
liche Darstellung anlangt, weit über ihren Zeitgenossen und Schülern.
Es genügt ein Blick auf Schulbilder, wie z. B. die Berliner Tafeln
Nr. 527 und 542 mit ihrem hohen, gerade abschneidenden Horizont,
ungegliederten Terrain und völligen Mangel an Luftperspektive,
um den Abstand von den Werken des Meisters zu erkennen. Auch
Petrus Cristus, der einzige direkte Schüler Jan van Eycks,
über dessen künstlerische Bedeutung wir durch Monumente einiger-
mafsen unterrichtet sind, steht seinem Lehrer in landschaftlicher
Darstellung durchaus nach. Namentlich in der Farbengebung kann
er eine gewisse Kälte und Härte nicht überwinden. Einzelne Mo-
tive, wie die Flufslandschaft, übernimmt er aus der Werkstatt seines
Meisters, andere, wie z. B. den Abschlufs des Horizonts durch eine
weite, von bergigen Ufern umschlossene Wasserfläche (Jüngstes Ge-
richt in Berlin Nr. 529 B), erfindet er neu. Eigentümlich ist seinen
Landschaften eine Vorliebe für geschlängelte Wege und eine sehr
reiche Belebung des Mittel- und Hintergrundes durch realistische
Staffage. Da sehen wir einen Bauer seinen Esel zur Stadt treiben,
einen Pilger, der im Schatten eines am Wege stehenden Baumes
rastet, einen andern wandernd, den dritten zum Stadtthor hinein-
reitend, den Flufs von Ruderbooten belebt u. s. w. u. s. w.
In den Bildern des Hugo van der Goes finden wir diese
Staffierung des Hintergrundes zur Eintlechtung einzelner zur Haupt-
handlung in Beziehung stehenden Episoden benutzt (siehe u. a. das
Triptychon im Hofpital Sa. Maria nuova in Florenz), eine Art der
Darstellung, die später von Hans Memling mit besonderer Vorliebe
ausgebildet wurde.
Die Brabanter
Schule.
Von weit gröfserer Bedeutung, als die Handrische Schule war die
brabantische für die Entwicklung der deutschen Malerei, und hier
ist vor allem Roger van der Weyde n (1400-1464) zu nennen.
Kaemmerer. Die Landschaft in der deutschen Kunst. 4