Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

Gotischer 
Stil. 
Berry, das jetzt im Besitze des Duc d'Aumale befindliche Manu- 
skript, angeführt, dessen Monatsbilder am Anfang des XV. Jahr- 
hunderts (ca. 1416) von Paul von Limburg und seinen Brü- 
dern angefertigt wurden; einige derselben sind in Heliogravure 
von Delisle in der Gaz. d.  I884 reproduziert. Den Hinter- 
grund schliefsen hier meist in grofsen Verhältnissen gehaltene 
historische Bauten ab. Auch dieses Eindringen reicher im einzelnen 
ausgeführter Architektur in die Darstellungen ist als ein Zeichen 
des fortschreitenden Realismus zu begrüfsen. Wie der Künstler 
seine Gestalten in die zeitgenössische Modetracht kleidet, stellt er 
sie auch unbefangen in eine landschaftliche Umgebung, deren Mo- 
tive seinem Lande und seiner Zeit entlehnt sind. Die Windmühle 
in der Nähe des Ölbergs, auf dem Christus betet, befremdet 
ebensowenig, wie die gotischen Burgen und Kathedralen, die 
in den biblischen Darstellungen ihren Platz finden. Die architek- 
tonischen Elemente in der Landschaft nötigten zudem den 
Künstler zu schärferer Beobachtung der Perspektive, und so 
sehen wir denn diese" in den genannten Monatsbildern bereits recht 
fortgeschritten. Die Bäume aber behalten noch immer ihre Pyg- 
mäengestalt; dies fällt namentlich auf in der Illustration des De- 
zembers, wo wir in der Lichtung eines Waldes Meute und Meuten- 
führer zum Hallali herbeigeeilt sehen, und die dichte Stellung 
der vielverzweigten Bäumchen, welche die Lichtung des Vorder- 
grundes umstehen, das Ungeschick des Künstlers recht deutlich 
offenbart; ganz zu schweigen von der archaisierenden Darstellung 
des Paradieses, dessen saubere Einzelausführung für den Mangel 
jeder Perspektive uns nicht entschädigt. 
Auch dem niederländisch-französischen Künstler Jac que s Da- 
liwe, dessen Skizzenbuch aus den ersten Dezennien des XV. jahr- 
hunderts die Berliner Bibliothek bewahrt, fehlt noch der Blick für 
das landschaftliche Gesamtbild. Noch keine Tiefenbildung bemer- 
ken wir auf dem Täfelchen, welches einen Einsiedler schildert, auf 
den zwei von einem Bauern geführte Ochsen einstürmen; die 
Bäume sind bei aller naturalistischen Durchbildung im einzelnen 
noch immer zu klein im Verhältnis zu den Figuren. Dasselbe Mifs- 
Verhältnis von Figur und Umgebung zeigt auch das Bildchen des
	        
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