Stil.
Romanischer
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Linie sich bewegen, ist das Schiff in vertikaler Richtung gezeichnet,
so dafs die darin aufrecht stehenden Figuren in horizontaler Lage
vor dem Auge des Lesers erscheinen. Trotz dieser rohen Willkür
der Anordnung sind die Einzelmotive voll Leben und naiver Frische,
so dafs man sieht, der Künstler war vor allem bestrebt, durch leb-
hafte und deutliche NViedergabe der im Text geschilderten Vor-
gänge vquaedam litteratura illitteratoe zu liefern.
Der Rahmen dieser Untersuchung verbietet es, die Bilderhand-
schriften der ottonischen Periode im einzelnen auf die Formgebung
in den vegetabilischen Elementen denn nur von solchen, nicht
von einer landschaftlichen Darstellung kann man in dieser Periode
sprechen durchzugehen, vielmehr müssen wir uns beschränken,
den Gesamtcharakter und die Haupttypen dieser romanischen Stili-
sierung im allgemeinen zu betrachten, da es nur unsere Aufgabe
ist, die Anfangs- und Knotenpunkte der Entwicklung zu fixieren
und einer eingehenderen Betrachtung zu unterziehen.
Da zwischen Miniatur- und Wandmalerei in dieser Periode kein
für unsere Untersuchung wesentlicher Unterschied herrscht, und die
Typen, welche in der monumentalen Malerei unter dem Einflufs
textiler und architektonischer Ornamentik ausgebildet waren, im
ganzen auch von der Miniaturmalerei benutzt wurden, dürfen wir
hier beide Kunstarten nebeneinander betrachten.
Der Wandmaler der romanischen Epoche zieht zunächst (wie
schon oben erwähnt wurde) die Umrisse seiner Darstellung mit
breitem Pinsel und dunkler Farbe vor und füllt dieselben sodann
mit den verschiedenen Lokalfarben. Der Kontur des Bodens richtet
sich nach der darzustellenden Gegend. Ebenes Terrain wird durch
einen einfachen horizontalen, nicht weit über dem Bildrand liegenden
Strich gezeichnet. Die so gewonnene Zweiteilung des Hintergrundes
wird auch in den Farben durchgeführt, indem die Erdhälfte einen
meist neutralen Farbenton erhält, die obere, den Himmel dar-
stellende, blau gefärbt wird. Will man noch höhere Schichten der
Luft, etwa die Region, in der sich die Engel bewegen, unter-
scheiden, so geschieht dies durch einen andersfarbigen horizontalen
Streifenl). Den Terrainstreifen belebte man auch durch jene oben
romanischen Streifenhixltergründe
und ältesten
einfachsten
Beispiele für diese