Kunst.
Karolingische
Zu dem Einfiufs dieser Vorbilder kamen aber auch technische
Hindernisse für landschaftliche Tiefendarstellung im Wandgemälde.
Die Technik war ungemein roh und HüChtigI) und bot für aus-
führlichere Darstellung so gut wie gar keine Mittel. Die derb ge-
zeichneten Konturen wurden ausgefüllt, und der neben den Figuren
freibleibende Raum einfarbig oder gestreift angestrichen. Die Per-
spektive war bis in das XIII. Jahrhundert völlig unbekannt, und
das Auge für die Verschiebungen der Gröfsenverhältnisse und Er-
scheinungsformen bei verschiedenem Abstand derselben, abgestumpft.
Gleichwohl hätte sich wohl auch in der Wandmalerei ein dunkles
Raumgefühl, wie in den gleichzeitigen Miniaturen, äufsern müssen,
wären nicht die stilistischen Hindernisse dessen Bethätigung im
Wege gewesen. So übereilt und einseitig es wäre, durch die An-
nahme textiler Vorbilder alle Geheimnisse und Widersprüche des
Stiles der romanischen Wandmalerei lösen zu wollen, so wenig
darf dieselbe doch neben anderen allgemeinen Erklärungsversuchen
übersehen werden.
In der Miniaturmalerei lassen sich Einzelheiten durch die-
selbe Voraussetzung erklären, indes fordert die Verschieden-
heit der Mittel und Vorlagen, der ausübenden Künstler, Dar-
stellungskreise und Zwecke von denen der monumentalen Malerei
zu einer gesonderten Betrachtung auf. Die Miniaturen mit den
Wandgemälden in eine enge Beziehung zu setzen und aus der Be-
trachtung der ersteren etwa Schlüsse auf den Charakter der letzteren
zu ziehen, wie es früher wohl zuweilen geschah, scheint durchaus
unzulässig, soweit es sich um stilistische Untersuchungen handelt.
Abgesehen davon kann in der Miniaturmalerei von einer so stetigen
Entwicklung, wie sie die Monumentalkunst, deren stilistische Prin-
zipien für lange Perioden wesentlich dieselben bleiben, zeigt, nicht
gesprochen werden, und für ein klares Bild von der Entwicklung
der Buchmalerei in Bezug auf unsere Frage ist eine schärfere
chronologische und topographische Gruppierung der Denkmäler
unerläfslich.
Beginnen
wir
mit
der
karolingischen
Periode,
SO
werden
wir
Theophilus, Diversaruln artium
p. 32. cf. auch weiter unten p. 27.
schedula
118 '
Quellensch
IV
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