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Karolingische Kunst.
lange tonangebend blieben. In der monumentalen Malerei weisen
nun mannigfache Einzelheiten auf Textilvorbilder hin. S0 die
Randverzierungen der Wandgemälde mit ihren unverkennbaren
Webemustern, die Streifenhintergründe 2), das Fehlen malerischer
Modellierung, die starre Geschlossenheit der kräftig angegebenen
Umrifslinien, welche an gestickte Teppiche (vela. acu depicta) er-
innern.
Der Teppichstil verbietet aber eine Vertiefung der Darstellung,
weil er der Wandverkleidung den Flächencharakter wahren mufs
und auch der technischen Vorbedingungen für eine Tiefenkompo-
sition ermangelt. Aber er erklärt zugleich die Stilisierung vege-
tabilischer und animalischer Formen, die in der Wandmalerei des
romanischen Mittelalters eine so grofse Rolle spielt. Namentlich
müssen hier die arabischen Einflüsse hervorgehoben werden, welche
durch Textilmuster früh in die abendländische Kunst hineingetragen
wurden 3). Von Interesse ist in dieser Beziehung eine Stelle aus den
Gedichten des Bischofs Theodulf von Orleans (1- 820), welche uns das
Vorhandensein arabischer Gewebe im Frankenreich bereits um die
Wende des VIII. und IX. Jahrhunderts bezeugt. Auf einer Visi-
tationsreise werden ihm Geschenke angeboten, und unter diesen
beschreibt er besonders ausführlich auch einen arabischen Teppich:
ßAlter ait, mihi sunt vario fucata. colere (sie!)
Pallia, quae misit, utvputo torvus Arabs
Quo vitulis matrem sequitur quo bucula taurum
Concolor est vitulo bucula, bosque bovi.
Splendorem spectes, junctamque coloribus artem,
Utque rotis magnis juncta sit arte minona 4)
St. Gallen 1878. p. I7 u. Springer, Teppichmuster als Bildmotive. Ikonograph.
Studien in den Mitt. d. k. k. Centr. Comm. 1860, p. 67. XVoltmann, Gesch, d_
Mal. I, 253.
I) z. B. in den Wandgemälden von St. Georg zu Oberzell auf Reichenau
(X. Ihdt.) u. fast in allen romanischen Wandmalereien.
2) Ebda. und in den Deckengemälden zu Zillis (XII. jhdt.) cf. unten p. 27.
Anm. I.
3) cf. Springer, a. a. O.
4) Theodulü Episc. Carm. lib. I. v. 210 ff. Max. bibl. Patr. XIV, p, 3Q_