Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

Karolingische Kunst. 
vDlC Wiederherstellung der antiken Kultur, deren Herrlichkeit sei- 
nen Geist erfüllte 1)(c , war das eigentliche Programm der Bestre- 
bungen Karls des Grofsen.  
Für die Sicherung der unterworfenen Völkerschaften konnte er 
der Hilfe der christlichen Kirche nicht entraten. Um jedoch diese 
politischen Ziele ungehindert verfolgen zu können, suchte er den 
fränkischen Klerus möglichst unabhängig von Rom zu machen und 
an seine Person zu ketten. Die an seinem Hofe gepflegte Bildung 
dem ganzen Volke mitzuteilen, war natürlich auf einem teilweise 
noch ganz unkultivierten Boden nicht möglich, und die Vorstellung 
von der Höhe karolingischer Kultur wird bedeutend gemindert, 
wenn man diese in den abgelegenen Klöstern oder an den Grenzen 
des Reichs aufsucht. Gerade dort aber, wo der italienisierende Ein- 
Hufs der höfischen Bildung weniger tief eindrang, dürfen wir die un- 
befangenste Bethätigung echt fränkischen Geistes suchen. Wir 
trennen daher auch die Hof kunst von der mehr privaten Kloster- 
kunst. Betrachten wir zunächst das Verhältnis der Hofgeistlichkeit 
zur Natur und ihrer Darstellung in der Kunst. Wir besitzen für 
diese Untersuchung ein wertvolles Dokument in den sog. Libri Ca- 
rolini, bei deren Benutzung jedoch niemals ihr polemischer Cha- 
rakter vergessen werden darf. Das Buch hatte den Zweck, die 
Stellung der fränkischen Kirche zum Bilderstreit, insbesondere zu 
den Beschlüssen der zweiten Synode zu Nicaea darzulegenz). Man 
erkennt die vermittelnde Haltung zwischen Ikonoklasten und Ikono- 
dulen: nec cum illis frangimus nec cum istis adoramus. Von grie- 
chischer Seite hatte man das mosaische Gebot (Exodus 20, 4) 3) gegen 
die Zulässigkeit der Bilder geltend gemacht, der Verfasser der libri 
Carolini aber wendet sich gegen dessen Verallgemeinerung praef. p. 6: 
wquodque Dominus de idolis praecepit, hoc illi de cunctis imagini- 
 1) Wattenbach, Deutschlands Geschichtsqu. im M. A. I. Aufl. p. 90. 
1) Die Schrift wurde 740 in Karls Auftrag wahrscheinlich von Alcuin verfafst, 
der im Namen des Kaisers selbst spricht und zugleich hervorhebt; quod opus ag- 
gressi sumus cum conniventia sacerdotum in regno a. D50 nobis cgncesso Catholicis 
gregibus praelatorum. p. II der Praefatio, in der Ausgabe von Heumann, Han- 
noyer 1731 , nach der im folgenden zitiert wird. 
3) Non facies tibi sculptile, neque omnem similitudinem, quae 8st in caelo de- 
super et quae in terra deorsum, nec eorum quae sunt in aquis retten-au
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.