Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

Germanennnn. 
Kunst. 
Karolingische 
zubilden. Die ersten germanischen Stämme, Welche mit italischer 
Kultur in eine innigere Beziehung traten, die Ostgoten Theoderichs 
und die Langobarden, haben nur geringe Spuren eigenartiger Kunst- 
begabung in Italien hinterlassen. Was insbesondere ihre male- 
rischen Leistungen anlangt, so sind wir auf so dürftige Nachrichten 
und Monumentalreste angewiesen, dafs von einer Verwertung der- 
selben für unsere Untersuchung nicht die Rede sein kann. Auch 
die Anregungen, welche durch die gallischen Kolonieenl) Roms den 
deutschen Stämmen vermittelt wurden, sind kaum hoch anzuschla- 
gen und wurden durch die Stürme der Völkerwanderung verwischt. 
Von einer fränkisch-christlichen Nation können wir erst seit der 
Taufe Chlodwigs (496) sprechen, von künstlerischen Leistungen unter 
den Merovingern überhaupt nicht, da die mit dem Christentum über- 
kommene Kultur im Frankenreiche vor Karl dem Grofsen keinen 
festen Boden gewann. Mit Recht setzt daher die deutsche Kunst- 
geschichte bei der karolingischen Periode ein. Nur darf dabei nicht 
vergessen werden, dafs die Kultur im Reiche Karls des Grofsen der 
nationalen Grundlagen und Vorbedingungen fast ganz entbehrte, 
und auch unter den Nachfolgern Karls keiner nationalen Weiter- 
pflege genofs. Da gleichwohl die karolingische Zeit uns als die 
erste deutsche Kulturperiode gilt, und wir in ihr die ersten Ent- 
wicklungsstufen deutscher Kunst aufsuchen müssen, sei es uns ge- 
stattet, hier die Untersuchung auf etwas breiterer Grundlage zu 
führen, um keinen für die spätere Entwicklung wichtigen Faktor 
zu übersehen. 
Karolingische Kunst. 
Der Charakter der karolingischexi Kultur ist ein weltlich-hö- 
fischer. Die Bestrebungen, den Franken eine Bildung zu geben, 
gehen von der Persönlichkeit des Kaisers selbst aus, sicherlich an- 
geregt durch die Überzeugung, welche derselbe von der geistigen 
Überlegenheit der Italiener auf seinen Romfahrten sich erworben hatte. 
Dieser Weg erklärt auch die enge Anlehnung an italische Vorbilder. 
I) Wandmalereien in Gallien erwähnt bereits Paulinus von Nola  431) und 
Gregor von Tours (540-484), einheimische Künstler sind indes nicht anzunehmen; 
noch im VII. Jhdt. holt Dagobert für seine Malereien Künstler aus Rom. cf. Schnaase, 
Gesch. d. b. K. III, 604 u. die dort angef. Belege.
	        
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