Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

Byzanz. 
Einzelbildungen der Natur war dem griechischen Künstler jener Zeit 
also noch nicht getrübt. Auch der eigentlich byzantinische Stil 
der Miniaturen, welcher sich seit Beginn des VI. Jahrhunderts aus- 
bildet I), hat keine naturfeindliche Richtung, wie aus den Miniaturen 
des syrischen Evangeliars der Laurentiana in Florenz?) (ca. 586) 
ersichtlich ist, wo der Hintergrund der Bilder durch Bergmassen 
oder Baumschlag ausgefüllt wird. In der Josuarolle des Vaticans 
(VII. Jhdt.)3) wechseln antike Lokalpersonifikationen mit breiter 
naturalistischer Terrainandeutung. 
Von der Wirkung des Bilderverbots ist in der Miniaturma- 
lerei kaum ein schwacher Reflex zu bemerken, zumal auch die Zahl 
der aus dem VIII. Jahrhundert erhaltenen Bilderhandschriften keine 
grofse ist. Für die griechische Miniaturmalerei des IX. Jahrhunderts 
mag uns das prächtig ausgestattete pariser Exemplar der Predigten 
Gregors von Nazianz 4) als Beispiel dienen. Der Künstler begnügt 
sich hier nicht mit der früheren Bodenandeutung, sondern versucht 
eine Vertiefung des Bildraumes und verlegt bei Vereinigung meh- 
rerer Scenen in einem Bilde einige derselben in den Mittelgrund, 
wie z. B. in der von Labarte a. a. O. pl. XLVI publizierten Dar- 
stellung. (Ezech. 37, I.) Die Felsen, welche nach dem Hinter- 
grunde zu ansteigen, sind grün gefarbt und ziemlich scharf gezackt, 
während die Kuppe durch eine grade Fläche abgeschnitten scheint. 
Cypressen und dürre Baumstämme bilden die einzige Andeutung 
der Vegetation. Der Boden des Vordergrundes ist grün gefärbt, 
der Himmel mit Wolken bezogen, die in rötlichem Reflexlicht 
strahlen. So harmonisch in der Farbengebung, so mangelhaft in 
der Zeichnung ist das Ganze. Der Sinn für richtige Gröfsenver- 
hältnisse ist nicht mehr vorhanden: die Gestalten der Propheten 
und des Erzengels überragen die der neubelebten Toten bedeu- 
tend, und die Architektur des Vordergrundes steht vollends in kei- 
nem Verhältnis zu den grofsen Gestalten. Hatte man sich doch 
seit altchristlicher Zeit daran gewöhnt, die zur Darstellung ge- 
1) Labarte, a. a. O. II, x63. 
2) Ebenda II, pl. XLIV. 
3) d'Agincourt, a. a. O. V, pl. 28- 
4) Labarte, a. a. O. II, pl. XLVI.
	        
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