Katakomben.
gestalt. Er vermifste nicht die landschaftliche Umgebung, welche
für einzelne Scenen, wenn sie als historische Darstellungen hätten
gelten sollen, ihm kaum entbehrlich erschienen wäre.
So sehen wir allmählich mit anderen künstlerischen Fähig-
keiten auch die der Landschaftsmalerei durch den Mangel an Übung
verloren gehen, ohne dafs man die einzelnen Faktoren, welche zu
diesem Verfall beitrugen, in ihrer Bedeutung schärfer zu unter-
scheiden vermochte. Oft erklärt im Einzelfall der besondere Zweck
oder Inhalt der Darstellung das Auftreten bez. Fehlen des land-
schaftlichen Beiwerks, und ein konstantes Fortschreiten des Verfalls
läfst sich in der Landschaftsmalerei eben so wenig wie in der Kunst
dieser Periode überhaupt nachweisen.
Wir beschränken uns darauf, einige Darstellungen altchrist-
licher Malerei aufzuzählen, in denen sich landschaftliche Elemente
mehr oder weniger oft finden. Der die Natur durch sein Saiten-
spiel bezähmende Orpheus, dessen antitypische Beziehung zu Christus
neuerdings in Abrede gestellt worden ist, wird vorzüglich oft in brei-
terer Landschaft dargestellt I), ebenso der gute Hirt, der fast immer
von zwei Bäumen umrahmt erscheint 2). Auch bei anderen Gestalten
symbolischen Charakters fehlt es an landschaftlicher Umgebung
nicht; ich nenne nur Psyche, im Ährenfelde Blumen piiückend3).
Natürlich übernahm die altchristliche Kunst mit der Formensprache
der Antike auch eine grofse Anzahl jener anthropomorphen Natur-
darstellungen, an denen namentlich die römische Kunst so reich
ist: Coelus, S01, Luna, Tellus und vor allen häufig den Typus des
ruhenden F lufsgottes mit der Urne, der als Jordanus fluvius noch
bis in das späte Mittelalter hinein seine Rolle spielt. Christliche
und heidnische Symbolik fanden sich überhaupt häufig auf dem
Gebiet der Naturerscheinungen, und zwar sind es besonders Dar-
stellungen aus dionysischen Kreisen, die hier in Betracht kommen;
der Dionysosmythos aber xdramatisiert den im Iahreslauf sich voll-
I) Garrucci, Storia. del1' arte christiana II, T. 25 u. 30.
2) Garrucci, a. a O. II, T. 16, 2. 18, z. 2x, I- 331 1 u- 3- 34, 2 u. 6.
35, 2. 37. d'Aginc0urt, hist. de Part p. 1. monum. V, T. S, 4- 12, 11- SChl-llfle,
Katakomb. p. 113 zählt ca. 150 erhaltene Darstellungen des guten Hirten.
3) Garrucci, a. a. O. II, T. 20, x. 2. 3.
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