Katakomben.
denn auch das Auftreten des landschaftlichen Beiwerks in den Dar-
stellungen der frühchristlichen Kunst. Wo z. B., wie in Neapel, gute
landschaftliche Vorbilder und die Absicht vorhanden war, die Ar-
cosolwände reicher auszustatten, begegnen wir völlig selbständigen
Landschaftsdarstellungen in den Katakomben von S. Gennaro de"
Poveril). Spärlicher sind die landschaftlichen Beigaben in den rö-
mischen Katakombenmalereien, welche im ganzen Hüchtiger und
handwerksmäfsiger ausgeführt sind. Die frühesten dieser Malereien,
im Coemeterium der H. Domitilla zeigen Reste von selbständigen
Landschaftsdarstellungen im pompejanischen Stil 2). Einer per-
spektivischen Vertiefung und einer dementsprechenden Gruppierung
der landschaftlichen Elemente war die Anbringung der umfangrei-
cheren Malereien an dem Stukküberzug der Decke ohnehin nicht
günstig3).
Wie wir sehen, erklärt sich bereits aus äufseren und rein tech-
nischen Ursachen das Zurücktreten der landschaftlichen Gründe,
deren breitere Ausführung weder im künstlerischen Bedürfnis noch
im technischen Vermögen jener Zeit lag. Keineswegs dürfen wir
etwa der transzendentalen Richtung der christlichen Lehre und
einer angeblich damit verbundenen Mifsachtung der Natur einen
grofsen Einflufs auf diese Erscheinung beimessen. Erst seit dem
dritten Jahrhundert betont man die symbolische Beziehung des
künstlerischen Schmuckes zu christlichen Gedanken in bestimmter
Weise. Dafs indes die im Laufe des dritten Jahrhunderts sich aus-
bildende Bildersprache irgendwie anti-naturalistische Tendenzen zum
Ausdruck gebracht hätte, ist durch nichts zu erweisen. Vielmehr
werden die Zeichen und Bilder mit Vorliebe der Naturumgebung
entlehnt: Palme, Ölzweig, Bäume, Lilien, Weinstock, Sterne, Fisch,
Lamm, Taube, Hase, Hirsche, Adler, Schlange, Delphin, Pferde
kurz, fast alle Elemente landschaftlicher Staffage. Dem Beschauer,
dessen Auge nur den prägnanten Ausdruck eines christlichen Ge-
dankens im Bilde suchte, Wie dem Künstler genügte die Einzel-
x) V_ Schultze, Die Katakomben von S. Gennaro
z) Woltmann, Geschichte der Malerei I, p. 147,
3) Schnaase, Gesch. d. b. K. 2. Aufl. III, 103.
Poveri
Jena
1877-