Albrecht Dürer.
105
Reise zu beziehen. Die ganze Serie, meist Burganlagen darstellend
(Was E. mit Dürers Studien über die Befestigung in Verbindung
bringt), ist indes apokryph und eher Hans Baldung zuzuschreiben.
Mit Dürers fortifikatorischen Interessen in Zusammenhang steht
die Radierung der Nürnberger Feldschlange von I 5 I8; uns inter-
essiert hauptsächlich die weit ausgedehnte Landschaft dieses Bildes,
in der die Kanone und die sie umgebenden Gruppen eigentlich nur
Staffage bilden. Die realistischen Bauten des Vordergrundes, die
weiten tieferliegenden Gefilde des Mittelgrundes mit ihren Dorf bauten,
hinter denen Vorberge den Horizont begrenzen, tragen entschieden
vedutenhaften Charakter, und auch die nmeisterhafte Zusammen-
haltung des Lichtesa spricht dafür, dafs wir es hier mit einer
nach dem Leben gezeichneten Landschaft zu thun haben.
Immer spärlicher werden die landschaftlichen Beigaben in den
späteren Werken unseres Meisters, und auch die Eindrücke der
niederländischen Reise vom Jahre I52o rufen keine Änderung darin
hervor. Nicht als ob Dürer den Blick für landschaftliche Schön-
heit verloren hätte mehrere Tagebuchblätter und Landschafts-
skizzen beweisen das Gegenteil I) allein sein Hauptaugenmerk
ist seit dieser Zeit auf physiognomische Charakterstudien gerichtet
und blieb es bis zu seinem Tode (6. April 1528).
1) Der Bekanntschaft mit Joachim Patenier, den er den ßguten Landschafts-
malerx nennt, ist keine nennenswerte Bedeutung beizulegen.
Die Skizzen sind meist auf Bauten beschränkt: so der Glockenturm von
St. Michael in Antwerpen; das Stadthaus zu Aachen und das Aachner Münster.
Die Ansicht des Hafens von Antwerpen in der Albertina und eine Ansicht der
Stadt Antwerpen in der ehemaligen Sammlung Grahl sind landschaftlich wenig in-
teressant. Auf dem Ausflug nach Bergen (Thausing, Dürers Briefe p. 106) entstand
eine Ansicht dieser Stadt. In Brüssel skizziert er den Tierpark des königl. Palais,
von dem er sagt: vIch sah in des Königs Palast hinten hinaus die Springbrunnen,
Labyrinth und Tiergarten, dafs ich nie etwas so lustiges, mir wohlgefalliges gleich
einem Paradiese nie gesehen haben (Thausing, a. a. O. p. 89.) Ebenso lobt er
in derselben Stadt die Aussicht vom Palais des Gouverneurs der Niederlande: vdies
Haus hegt hoch, man hat daraus die schönste Aussicht, so dafs man sich darüber
verwundet-n mufs; und ich glaube nicht, dafs es in allen deutschen Landen eins
dergleichen gebem (Thausing, a. a. O. p- 91-)
Die landschaftlich hervorragenclste Vedute, welche Dürer auf der Reise zeich-
nete, verdanken wir einem Ausflug nach Delft, von dem merkwürdigerweise das
7:519