Albrecht Dürer.
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grund er weine der reizendsten Landschaften Dürersß nennt. Die
Komposition desselben ist nicht sonderlich hervorragend und bietet
wenig neuen Stoff zur Beurteilung Dürers. Den Vordergrund füllt
das recht konventionell wiedergegebene Wasser, während am Fufs
des Burgfelsens im Mittelgrunde sich die sauber ausgeführten Bauten
einer Stadt hinziehen. Rechts "dehnt sich die Meeresfläche bis an
den Horizont aus. Die Landschaft des wgrOfSCn Herculese (B. 73)
ist durch die oben bereits erwähnte Baumgruppe in zwei Hälften
geteilt; während links der Blick durch einen Burgfels kurz abge-
schnitten wird, schweift er rechts in ein herrliches, an die bergigen
Ufer des Inn gemahnendes Flufsthal mit Stadtarchitektixr. In die
gleich frühe Zeit (ca. 1504) setzt Thausing auch den h. Eustachius
(B. 57), dessen Landschaft er als die schönste, die der Meister ge-
stochen habe, bezeichnet. Den Vordergrund bildet ein vielfach
durch Vegetation und Gestein belebtes Terrain, das nach der linken
Seite zu einem Gewässer abfällt, über welches eine Brücke führt.
Der mächtige und schroff aufsteigende Burgfels des Mittelgrundes
ist durch Vegetation, mannigfache Architektur und reiche Gliederung
der Steinmassen belebt und läfst links nur wenige Berge des Hinter-
grundes sichtbar werden, während wir rechts auf eine weite ruhige
Wasserfläche hinabblicken. Die Landschaft ist selbständig kom-
poniert und macht mit ihren vielen Details, die übrigens mit grofser
naturalistischer Feinheit ausgeführt sind, einen etwas unruhigen Ein-
druck. Die Fülle der Einzelheiten und Kontraste verwirrt, da sie
nicht
gröfsere
Massen
deutlich
gegliedert
erscheinen.
Das Hauptergebnis der venezianischen Reise 150516 war das
Rosenkranzfest, das im Landschaftlichen keinen italienischen Ein-
i-lufs verrät, während andere Einzelheiten zweifellos auf einen solchen
hinweisen. Inwieweit die koloristisch hervorragende Nachtlandschaft
auf dem Dresdner Kruzifix, deren Formen durchaus deutsch sind,
auf Beziehungen zu venezianischen Künstlern hinweist, mag dahin-
gestellt bleibenl). Allerdings berichtet Dürer selbstbewufst in
einem Briefe an Pirkheymer von seinen Erfolgen als Kolorist in
1) 'I'hausing1
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