Dürer.
Albrecht
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führung. In dieser Beziehung ist namentlich die Nachtscene der
Gefangennahme bemerkenswert, auch verdient die Behandlung des
Horizontes und der Wolken in dieser Passionsfolge Beachtung.
Breiter sind die Landschaften in den um I 504 entstandenen
Holzschnitten ausgeführt; so in dem h. Christoph mit den Vögeln
(B. 104) und Johannes d. Täufer mit dem h. Hieronymus (B. II2).
Daneben finden wir idyllische Schilderungen, wie das Hofinterieur
in der Geburt Christi (B. 2), bereits ein Vorspiel zu dem Marien-
leben, und die Waldidylle, in der die H. H. Antonius und Paulus
sich niedergelassen haben (B. 107). Den Vorderplan durchrieselt
ein Bach, rechts schaut man in den Wald hinein, zwischen dessen
dicht gescharten Stämmen ein Hirsch einherschreitet, links öffnet
sich ein Ausblick in die Berglandschaft des Hintergruncles mit ihrem
See. Die trauliche Stille der Einsamkeit, in die die Heiligen sich
zurückgezogen haben, ist vortrefflich in diesem im einzelnen liebe-
voll durchgeführten Waldbilde geschildert.
Diese idyllische Richtung kommt auch in dem 1511 erschiene-
nen wMarienlebem zum Ausdruck, welches eine Fülle von land-
schaftlichen Motiven in seinen Hintergründen birgt I). Joachim im
Felder zeigt noch die alte typische Anordnung, links Wald, rechts
einen Ausblick über die Viehweiden zum Meer. Das Detail, nament-
lich in der Baumbehandlung, ist meisterhaft in technischer, wie in
künstlerischer Hinsicht. Das dürre Baumgezweig ist besonders liebe-
voll und geschickt hier ausgeführt. Sehr reich ist auch die Berg-
landschaft, welche Maria auf ihrem Wege zum Hause des Zacha-
rias durchwandert hat (B. 84). Wir besitzen zu dieser Heimsuchung
eine Skizze in der Albertina (Br. 497), auf der die Landschaft nur
flüchtig angedeutet und lange nicht so organisch aufgebaut ist, wie
in dem ausgeführten Holzschnitt. Das Lucasevangelium I, 39 schil-
dert die Wohnung des Zacharias im Gebirge gelegen (exsurgens
autem Maria in diebus illis abiit in montana), und der Meister ist
Schon Vasari sagt von diesem Cyklus: Panne 1511 egli fece della mede-
sima grandezze in venti carte tutta 1a vita di Nostra Donna tanto bene, ehe non ä-
possibile per invenzione, componimenti di prospettiva, casamenti, abiti
e teste di vecchi e giovani far meglio.
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