Albrecht
Dürer.
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zusammen und lenkt den Blick auf den Vorgang selbst, während
der Hintergrund mit tiefem Horizont nur flüchtig angedeutet wird.
Die Details der Baumgruppe sind liebevoll ausgeführt: der Gegensatz
der krüppelhaften Verästelung des kleinblättrigen Eichengestrüppes
zu den schlank aufsteigenden Buchenstämmen ist sehr geschickt
durchgeführt, und die ausführliche Zeichnung des F eigenbaumes
könnte man als Argument für die erste italienische Reise Dürers
benutzen, wenn das Vorbild nicht auch einem italienischen Stiche
entlehnt wäre I). jedenfalls war Dürer diese Baumgruppe besonders
lieb, denn wir linden sie im grofsen Satyr (Hz. B. 76), allerdings
ohne den Feigenbaum wieder, und von diesem Holzschnitt über-
nahm sie Wieder Marc Anton 1508 in eine Darstellung von Mars
und Venus 2).
Aus dieser Wanderung landschaftlicher Einzelmotive läfst sich
erkennen, wie man auch damals noch es vorzog, künstlerisch er-
probte Einzelheiten der landschaftlichen Darstellung aus anderen
Werken zu entlehnen, statt sich an die Natur selbst zu wenden3).
Architektonische Motive wiederholt auch Dürer nicht selten in
mehreren Hintergründen. So finden wir die Burgarchitektur der
ungedeuteten Handzeichnung der Windsorsammlung (Ephrussi 65;
Thausing I, 285), Welche wahrscheinlich auf eine Vedute de1' Nürn-
berger Veste zurückgeht, ganz ähnlich in dem Antonius von I5x9
(B. 58) und im Rosenkranzfest (1506) wieder, und der im Hinter-
grunde der Anbetung der drei Könige in den Uffizien (1504) auf-
steigende Burgfels verrät einige Verwandtschaft mit der Burg-
architektur im Mittelgrunde des Eustachiuswunders (B. 57), wenn-
gleich Thausing mit Recht Waagens Behauptung von einer völligen
Übereinstimmung beider Landschaften widerlegt. Auch die Burg-
I) YViC ThauSing I, p. 227 anzunehmen scheint. Ephrussi p. 133 führt eine
ähnliche Entlehnnng eines Lorbeerbaums auf der Hdz. des Apollo im British Museum
aus einem Kupferstich des Montagna als Parallele an.
z) Ephrussi, a. a. O. p. 31.
3) Vgl. den Hintergrund der Madonna mit der Meerkatze auf den Stichen
Campagnolas (B. 5) und Robettas (B. 4) wiederholt und die von Thausing I,
p. 331, Anm. 2 zusammengestellten Entlehnungen. Später entnehmen die italienischen
Künstler mit grösster Unbefangenheit den Stichen Dürers den ganzen Hintergrund.