Volltext: Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrecht Dürers

Dürer. 
Albrecht 
Stimmungsmalerei noch hier und da die künstlerischen Mittel. Aber 
unter welche Kategorie soll man solche Landschaftsbilder bringen, 
wie die Ansicht von Kalkreuth (Bremer Kunsthalle), den Stein- 
bruch und die F elspartie derselben Sammlung, die Nadelholzpartie 
am Wasser im British Museum I), oder gar die Farbenskizze einer Thal- 
landschaft im Berliner Kupferstichkabinett? Man ist wirklich versucht, 
mit Ephrussi von Impressionistenmanier zu sprechen, mit solcher 
Kühnheit sind die Farben dieser Skizze nebeneinandergestellt. Aus 
dem Dunkelgrün des waldigen Bergrückens, welcher rechts das 
breite Thal begrenzt, springen rotgelbe Kiesabhänge hervor; die 
sich in den Hintergrund vorschiebende Bergcoulisse ist dunkelblau 
getönt, während der den Horizont abschliefsende Bergzug in lich- 
terem Blau gehalten ist. Lebhafte Schatten gliedern die Wald- 
massen, und die über die Thalsohle hin und wieder verstreuten 
Bäume und Dorfbauten nehmen auch dieser die Einförmigkeit. 
Merkwürdig ist, dafs hier, wie auch in mehreren sauberer aus- 
geführten Landschaftsskizzen der Himmel nicht angelegt ist. Die 
Sicherheit, mit der unser Künstler hier rein koloristisch landschaft- 
liche Eindrücke fixiert, rechtfertigt allerdings Thausings Ausspruch: 
aWenn es noch eines Beweises bedürfte, dafs Dürer ein Landschafter 
im modernen Sinne, dal's er es mit Bewufstsein und in grofsem 
Mafsstabe gewesen sei, diese Skizze könnte uns davon überzeugenß 
Ähnlich, wie sein grofser Zeitgenosse Lionardo, von dessen 
Einflüssen er sicher bei seiner italienischen Reise nicht unberührt 
geblieben ist, betrachtete Dürer die Malerei zugleich als eine Wis- 
senschaft, 21a quale con fllosotica e sottile speculatione considera 
tutte le qualita delle forme: mare, siti, piante, animali, erbe, fiori, 
le quali sono cinti d'ombra e lumex 2) und in diesem Sinne haben 
wir auch seine Detailstudien aufzufassen. Freilich bleibt ihm auch 
hier immer das künstlerische Feingefühl eigen, und er verbohrt sich 
nicht, wie Lionardo, in pflanzenphysiologische und naturwissenschaft- 
liche Spekulationen, aber er befolgt jene Mahnung des grofsen 
 S. WVaagen, Treasures of Art. I, 231. 
z) Lionardo du Vinci, Das Buch von der 
Quellensch. f. Kg. XV, p. 18. 
Malerei übersetzt von 
Ludwig.
	        
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