Der griechische
Styl.
Der Ausdruck der statischen Verrichtung der einzelnen 'l"l1eile
wird hauptsächlich in der Richtung der denselben angefügten Qrna-
mente oder was dasselbe ist, in ihrem organischen XVesen zu er-
kennen sein.
Die dritte Art der Decoration wird mit der conventionellen
Bedeutung gewisser Pflanzen- und Thierformen, (Lorbeer, Epheu,
Schwan, Eule etc.) zusammenhängen oder mit mythologisch-cultlichen
Darstellungen der menschlichen Gestalt in allgemein bekannten und
verständlichen Aeusserungen, welche ganz unverkennbare Bezüge des
betreffenden Geräthes oder Bautheiles andeuten.
Dieser bestimmte Zusammenhang in den Formen der
Decoration und Construction schliesst die blos willkürliche Bildung
und Anbringung des Ornamentes aus, wodurch eine bestimmte Ge-
setzmässigkeit und Klarheit in die griechischen Gebilde kommt,
welche sie von solchen anderer Style wesentlich unterscheiden.
Die Klarheit liegt aber auch in der Ausbildung der Or-
namentform selbst, welche bestimmt und einfach in den
Umrissen, durchaus organisch und, richtungsvoll in der Ent-
wicklung ist.
Die griechische Ornamentil: vermeidet, die Pflanzen- und Thier-
form direct aus der Natur zu übertragen, sie verändert vielmehr
die Form in ihrem Sinne mit Beibehaltung des klaren natürlichen
Organismus in der Natur.
Die Piianzen- und Thierform der Natur entno1nn1en, behält nur
das Edelste und Beste bei, befreit sich aber von allen Zufällig-
keiten und Unregelmässigkeitexi, die einer klaren Darstellung abträg-
lich wären. Wir erkennen in dem Ornamente keine Verzerrung
und Verstümmelung der Naturform, sondern Vielmehr eine wahre
Veredelung für den gegebenen Zweck.
Es ist dasselbe daher frei von jedem Naturalismus und in den
meisten Fällen, im Gegensatze zur Natur, durchaus symmetrisch
gebildet.
In jedem griechischen Ornamente werden wir eine bezeichnende Klar-
heit entdecken können. Sie beruht darauf, dass wir bei den der Natur
entnommenen Formen auch dann noch Entstehung, Hauptrichtung und
Bewegung des Stengels, Anordnung von Bliithe und Frucht sofort
deutlich erkennen; es ist hier keine absichtliche Verwirrung und Ver-
schlingung der Formen einzeln und im Ganzen bezweckt.
Formen unmittelbar aus der Natur entnommen, sowie sie sich dort
finden, giebt es in der griechischen Ornamentik nicht, alles trägt den
Stempel einer Umwandlung entsprechend dem Gegenstande, welcher
zu decoriren, und der Art und XVeise, (Älaterial und Technik) in welcher
die Ornamentirung auszuführen ist.