Der griechische
Styl.
Der Uebergailg von der Säule zum Epistyl wird durch eine
Form erwirkt, welche vom Architrav selbst entlehnt ist und da-
durch denselben gewissermassen Vorverkündet.
Der Architrav besteht nämlich im onischen Style seiner decora-
tiven Form nach aus drei übereinander gespannten Gurtbändern,
welche die Wesenheit der von Säule zu Säule gespannten Balken
versinnlichen.
Um nun auf diese Form im Säulencapitelle schon hinzudeuten
und zu zeigen, dass die Säule nur auf den zu stützenden Epistyl
berechnet ist, erhält auch das Capitell ein breites Gurtband (F ascia),
das sich in derselben Richtung wie das Epistyl nach beiden Seiten
der Säule ausbreitet, und schliesslich, um nicht formlos herunter zu
hängen, aufgerollt wird.
Fig. 70. Fig. 71.
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Attisch-jonisclmes Ecksäiixlencapitell.
Durch diese Anordnung bekommen diejenigen Seiten des
Capitellswelche unter dem Epistyl liegen, eine ganz andere Form
als die Vordcr- und Rückseite, sie zeigen nämlich die zu einem
Polster zusammengerollte Fascia, welche noch durch Perlenschnüre
zusammengebunden dargestellt ist. Fig. 7 I.
Richtung und Form des Epistyls sind somit schon im Capitell
ausgesprochen. FürMittelsäulen, über welchen das Epistyl nach beiden
Richtungen geradlinig hinläuft, ist die Anordnung eine ganz sym-
metrische. Hier liegen zwei und zwei gleiche Seiten einander gegen-
über; dort aber, wo das Epistyl von der Säule nach zwei recht-
winklig zu einander stehenden Seiten abspringt, bei der Ecksäule,
wird auch diese Bewegung des Epistyls im Capitell angedeutet.
Deshalb ist das Eckcapitell im jonischen Bau anders gebildet als
das Capitell für Mittelsäulen. Da bei jenem zwei Fronten an der
ausspringenden Ecke zusammentreffen, müssen die beiden Voluten,
um vollkommen und in derselben NVeise ausgebildet werden zu