I)er
ägyptische
Styl.
Wo das Gebälk über einer Säulenreihe nach Aussen hin
sichtbar wird, besteht es nur aus dem über die Säulen sich hin-
ziehenden Balken und der bekrönenclen Hohlkehle darüber. Fig. 9.
Die vielfachen Veränderungen und Bereicherungen, welche das
(lapitell erfahren hat, üben auf das Gebälk keinen Einfluss.
Der ägyptische Bau hat kein Dach. Die Steinplatten der
Decken bilden Terrassen, welche von den nach Aussen gekehrten
Hohlkehlmauern als Brüstung eingeschlossen werden.
Der Grottentempel zeigt dieselbe Anordnung wie der
Freitempel, er unterscheidet sich nur von diesem dadurch, dass
er ganz oder zum Theil aus dem Fels ZIUSgChHUCII ist, und dass
in einigen Fällen an Stelle zweier Pylonen ein Pylon mit der in
der Mitte desselben zwischen kolossalen, sitzenden Gestalten ange-
brachten Thüre erscheint.
Abu
VOTl
Grottentenmpel
Simbel
Girscheh,
und
beide
Nub
Das
ägyptische
Ornament.
Im ägyptischen Style muss man das rein bauliche Ornament
von der Bilderschrift und der wieder von dieser zu trennenden blos
bildlichen Darstellung unterscheiden.
Das Erste zeigt ausschliesslich Piianzenformexi und die Nach-
bildung von Objecten ältester handwerklicher Thätigkeit auf dem
Gebiete der Textilindustrie, wie Bänder, Teppiche u. s. w.; die
Zweite zieht nicht nur die Formen der heimischen Pflanzen- und
Thierwelt, sondern aller zum Menschen Bezug habenden Gegen-
stände und darstellbaren Begriffe in ihren Kreis; die Letzte, da
sie der Darstellung der Thätigkeit des Menschen im Kriege und
Frieden gewidmet ist, hat es hauptsächlich mit dieser zu thun.
I. Die Vorbilder für das Piianzenornament sind vorherrschend in der dem
ägyptischen Lande eigenthülnlichen SumpfHora zu suchen, und zwar
fanden Lotos und Papyrus mit geöffnetem und geschlossenem Kelche
sowie die Palme die ausgiebigste Venverthung.
2. Die Bilderschrift ist nur in ihrer Gesammtheit als Decoration zu fassen,
hat aber bei der Uebertragung auf Wand, Säule und Decke keine
ornamentale Umbildung erfahren.
Das architektonische Ornament der Gesimse, Capitelle u. s. w.
ist nicht als Ausdruck von Verrichtungen der Bautheile zu betrachten,
sondern es fand bei der Verwendung des PHanzen-Ornaments eine