136
Der
römische
Styl.
grösserer Bewegung und Bereicherung des Contours bei hohem
Relief, das den Reliefgrund, sei er eine gekrümmte oder flache
Ebene, kaum erkennen lässt, sichtbar.
Die wichtigsten architektonischen Ornamente werden vom
griechischen Style in den römischen übertragen, doch erleiden sie
hierbei vielfache Veränderungen.
Das doppelt geschwungene Profil der Sima ist nicht auf-
recht, sondern nach Vorne stark überhängend gebildet, diese Form
in Verbindung mit den schweren plastischen Blättern benimmt
dem Ornamente den Ausdruck der unbelasteten Endung.
Das letztere tritt dort vollständig ein, wo auf das Profil
Ptlanzenformen gebracht werden, welche eine abwechselnd aufwärts
und abwärts gekehrte organische Entwicklung zeigen. Fig. 169.
Das dorische Kyma ist dem römischen Style nicht eigen.
Das Profil des Echinus-Kyma, Fig. 170, kommt einem Viertel-
kreise nahe und ist durchweg sehr bauchig gebildet.
Bei den ovalen Blättern werden durch kräftige Einschnitte
die Ränder vom Fleische vollkommen getrennt, wodurch das letztere
die Form eines Eies, das Ornament selbst die der Aneinanderreihung
von Eiern annimmt, die Zwischenblätter werden ebenfalls durch
Einschnitte zu pfeilspitzartigen Bildungen.
Die letzte Consequenz dieser Umbildung zeigt das Kyma unter
den Zahnschnitten am Kranzgesimse des Tempels des xjupiter tonansx.
Die Bezeichnung des Kymas als wEierstaba hat mit der ursprüng!
liehen Bedeutung dieses Ornamentes nichts gemein und ist eine voll-
ständig handwerksmässige.
Das lesbische Kyma kommt entweder in einer der grie"
chischen Form ähnlichen Weise vor, oder erfährt in der decorativen
Auszier eine dieser Form entgegengesetzte Bildung, indem nur der
Rand der Blätter sehr plastisch gebildet stehen bleibt, die Zwischen-
räume aber, anstatt mit dem Blattfleische und Zwischenblättern, von
anderen Blatt- oder Blüthenformen, die abwechselnd nach oben
und unten gekehrt sind, ausgefüllt werden. Fig. I 7I.
Es entspricht dem Wesen des Kymas vollkommen, wenn an
Stelle der herzförmigen Blätter die mehr naturalistische Form des
Akanthusblattes nach unten gekehrt zur Verwendung kommt.
Sehr häung findet an Stellen, wo die griechische Kunst nur
das Kyma hinsetzte, die Sima Verwerthung, so wie auch die im
Ausdrucke für Sima und Kyma verschiedene Decoration hier oft
verwechselt wird. Fig. 172.