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Der
römische
Styl.
Capitellen aufsetzend, das weiter in die Höhe gerückte Gebälk
abstützt. Fig. 160.
In derselben Spätzeit wird die Anordnung von horizontalem
Gebälke über Säulen, mit der des bogenförmigen Gebälks combinirt
zu einer Bereicherung der wirksamen Decorativarchitektur dieser
Periode. Fig. I6I.
Zur decorativen Gliederung der von der Structur gegebenen
Grundform der Decke verwerthet der römische Styl die aus dem
griechischen überkommene Cassettirung und zwar sowohl für
flache, als auch für gewölbte Decken, und bildet dieselbe im
Sinne grösserer Plasticität und reicherer Gesammtwirkung um.
(Siehe Fig. 157.)
Wie also der äussere Habitus des Architravs, der aus dem
Gebälk
flach gespannten Balken entstand, auf den Bogen übertragen wurde,
so auch die Kunstform der Flachdecke auf die gekrümmte Decke.
Während die Tonnen, Kuppeln und Kreuzgewölbe der monu-
mentalen Bauten mit vier- oder auch mehrseitigen Cassetten ge-
gliedert sind, entwickelt sich bei kleineren Bauten aus dem, oben
Seite 106, erwähnten Decorationssysteme eine weniger auf plastische
Wirkung berechnete, mehr spielende Flächendecoration. Die Tonnen-
gewölbe der Theater und Amphitheater bleiben dagegen ohne
Decoration.
Den vielfachen Bedürfnissen des öffentlichen und Privatlebens
entsprechend, schufen die Römer eine Anzahl von Gebäudetypen,
welche in ihrer Gesarnmtform charakteristisch für den Styl sind.
Hierher gehören sowohl gottesdienstliche, als auch profane
Bauten. Die ersteren sind Raumbauten, die letzteren Raumbauten
Qder blosse Decorativbauten, die nicht in der Absicht von Raum-
Schaffung entstanden sind.
Zu den gottesdienstlichen Bauten gehören die Tempel und
Gräber, zu den Profanbauten die Theater und Amphitheater, die
Bäder und Palastanlagen, die Triumphthore und sonstigen Ehren-
denkmale.
Für den römischen Tempel der Kaiserperiode gilt dasselbe
was von dem der frührömischen Periode gesagt wurde. Er ist
ein Säulenbau mit horizontaler Decke und als Prostylos oder
runder Peripteros gebildet.
Erst in derSpätzeit findet das Gewölbe Anwendung in der Cella.
trotzdem das Aeussere immerfort den Gebälk- und Säulenbau ein-
hält. Durchaus kommt die korinthische Ordnung zur Anwendung,