Der
römische
Styl.
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wie ein einziger dreigetheilter Balken gebildet, in senkrechter Rich-
tung zur Wandfläche, nach jeder Säule hinüber.
Durch die Verkröpfung des Gebälkes kommt ein von dem
griechischen Style verschiedener Rhythmus in die Gebälkarchitektur.
Der Gegensatz der Richtung des Gebälkes zu der Richtung der
Säulen als Ausdruck der lastenden Theile einerseits, der stützenden
andererseits, tritt nicht mehr so deutlich hervor wie früher.
Das senkrechte Lineament der Säulen- oder Pilasterstellung findet
in den coulissenartig gestellten Partien des verkropften Gebälkes
eine Fortsetzung.
Die Durchschneidung der horizontalen Linien macht sich
aber ausserdem noch stärker dadurch geltend, dass auch, wie bei
Fig. 155, die Attika, der hohe wandartige Aufsatz über dem
Gebälke- in gleicher Weise verkröpft und jede Säule für sich
auf ein Postament gestellt wird.
Mit der ebenerwähnten Anordnung tritt die rein decorative
Verwerthung des Gebälkes als dreigetheiltes Gesims und die volle
Veränderung des Rhythmus der Gebälkarchitektur hervor. An die
Stelle des Gleichgewichtes zwischen tragenden und lastenden
Theilen kommt der Ausdruck des Aufstrebens in überwiegender
Weise zur Geltung.
Dem Beginne des zweiten Jahrhunderts n. Chr. gehört die Los-
lösung einzelner Säulen aus ihrem Zusammenhänge mit dem Ge-
bälke und die Verwerthung derselben in rein decorativem Sinne als
Träger von Porträtstatuen an.
Der Gewölb- und Bogenbau bedarf als sichere Stützen
der Wände und Pfeiler. Die Wände sind je nach Erforderniss
und Anordnung mit Nischen versehen oder mit Fensteröffnungen
durchbrochen. DieWandHächen zwischen denselben erhalten eine
Auszier, welche ihren formalen Apparat dem Gebälk- und Säulen-
bau entnimmt.
Wo das Gebälk in dieser Weise Verwerthet Wird, ist es in
seiner Dreitheilung nicht mehr der äussere Ausdruck einer dahinter
liegenden horizontalen Decke, sondern es ist ein dreigetheiltes
Gesims ohne constructive Bedeutung, das mit den vorgelegten Halb-
säulenoder Pilastern nur zu einer rhythmischen Gliederung der Wand
führen soll. Fig. 156 und 157.
Wo die Wand mit horizontal überdeckten Oeffnungen durch-
brochen ist, erfährt dieser Aufbau keine wesentliche Veränderung
und nimmt zum Theil sogar constructive Bedeutung an, soferne