Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

VOM 
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bis 
Jahrh. 
83 
diesem grossen Volke die Vorurtheile aus, dass Ansichten, welche 
die theologischen Traditionen gänzlich -über den Haufen warfen, 
und dem ganzen System der geistlichen Macht den Untergang be- 
reiteten; von Descartes straflos behauptet und von Richelieu zur 
Ausführung gebracht wurden. Es war jetzt deutlich zu sehen, dass 
die zwei vorgerücktesten Männer ihrer Zeit mit wenig oder gar 
keiner Gefahr öffentlich Ideen verbreiten konnten, welche vor einem 
halben Jahrhundert selbst dem obscursten Manne gefährlich erschie- 
nen waren, wenn er sie auch nur in der Einsamkeit seines eignen 
Zimmers zu äussern gewagt hatte. 
Die Ursachen dieser Straflosigkeit sind leicht zu verstehen. 
Sie sind in der Verbreitung des skeptischen Geistes zu suchen, der 
sowohl in Frankreich als in England der Duldung voraufging. Ich 
will hier nicht auf Einzelheiten eingehen, welche für die Grenzen 
dieser Einleitung zu weit führen würden, es genüge zu bemerken, 
dass die Französische Literatur sich in dieser Zeit im Ganzen 
durch eine Freiheit und Kühnheit der Untersuchung auszeichnete, 
Wovon, England allein ausgenommen, damals noch kein Beispiel 
in Europa gesehen worden war. Der Generation, Welche den 
Lehren Montaignes und Charron's ihr Ohr geliehen hatte, folgte 
jetzt eine zweite Generation, von Schülern dieser grossen Männer, 
aber von Schülern, die iln-e Lehrer Weit hinter sich liessen. Die 
Folge war, dass während der 30 oder 40 Jahre vor der Zeit, wo 
Ludwig XIV. zur Gewalt kam, 245) nicht ein einziger Franzose von 
Auszeichnung zu finden war, der nicht den allgemeinen Geist 
theilte, kein einziger, der nicht ein altes Dogma angriff, oder den 
Grund irgend einer alten Meinung unterwühlte. Dieser kühne Geist 
zeichnete die bedeutendsten Schriftsteller jener" Zeit aus; 24") noch 
merkwürdiger aber ist es, dass die Bewegung sich mit so reissen- 
der Schnelligkeit verbreitete, dass sie selbst diejenigen Theile der 
Gesellschaft, welche gewöhnlich erst zuletzt von ihr ergriffen wer- 
den, in ihrem Laufe mitnahm. Der Geist des Zweifels, der noth- 
m) n. h. im 1m 1661, wo Ludwig XIV. zuerst die Regierung in die Hand 
nahm. 
w?) Barzmte, Tableem de la litäratzere fmngaise, 26,   indefpeaz- 
dzmce dans las idäes, ce jugement audaciem: du foutes choses! qu'on remarque dans 
Oowwille, dans Meäzäray, alans Balzac, dauns  
Man konnte noch Naudö, Patin und" wohl "auch" Gassendi Whinzufügenl Vergl. Hallmrfs 
Lit. Qf Europe II, 364, 365 mit Mackintäsh, Elhical philosI H6 und Lettres de Patin 
i, 29T, 11, 33, 186, 191, 242, 342; 490, 508, III, 87-  
 6,
	        
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